Rundbrief Nr. 52 + Bericht von der Buchvorstellung von Hanjo Kestings „Thomas Mann – Glanz und Qual“

Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

man hatte mich darauf aufmerksam gemacht, daß ich mich bei meinen Rundbriefen kürzer fassen solle, um deren Lesefreundlichkeit zu erhöhen. Dieser Aufforderung komme ich gerne nach – daher werden die Rundbriefe nun häufiger kommen, denn es gibt allerhand Buchenswertes:

Der Vortrag von Frau Dr. Bensch im Hause von Volker Schlegel zum Thema „Thomas Manns Goethe-Rezeption“ war ein voller Erfolg: Das Wohnzimmer voll, der Vortrag frei und offen für Zwischenfragen. Es entwickelte sich eine entspannte Atmosphäre, vielerlei Anregungen wurden gegeben. Der Inhalt des Vortrags läßt sich mit zwei Zitaten auf den Punkt bringen: Zum einen mit einer Phrase aus Thomas Manns Schiller-Novelle „Schwere Stunde“ (1905), die auch Frau Bensch hervorhob und die im Text gleich zweimal vorkommt: „… an den dort in Weimar, den er mit einer sehn- süchtigen Feindschaft liebte.“ Und zum andern mit einer Bemerkung Hermann Kurzkes, Thomas Mann habe in dieser Novelle „…eine Psychopathologie der Größe entwickelt, die er nicht an Schiller, sondern an sich selbst studiert hat…“ Man darf auch lächeln über den großen Meister… Ich dankte jedenfalls im Namen des Vereins Frau Dr. Bensch für ihr tolles Referat über ein unerschöpfliches Thema, den Anwesenden für die rege Teilnahme und vor allem dem Gastgeber Herrn Schlegel, der uns in einfacher Art und Weise köstlich verwöhnte. Unter den Teilnehmern wurden schon Anregungen ausge- tauscht für weitere Veranstaltungen im privaten Kreis. Wir dürfen gespannt sein.

Frauke May-Jones nutzte die Gelegenheit, auf Ihre Veranstaltung am 23.Juli 2023 im Woelfl-Haus hinzuweisen, auf den Tristan-Abend, den sie zusammen mit Philip Stemann präsentieren wird. Sie werden die Erzählung „Tristan“ lesen und mit viel Musik begleiten! Weitere Details folgen. Merken Sie sich diesen Termin vor. Die Veranstaltung wir auch gestreamt werden, also auch an einem fernen Urlaubsort genossen werden können.

Bei der Buchvorstellung von Hanjo Kestings „Thomas Mann – Glanz und Qual“ in der Buchhandlung Böttger waren eine Reihe von Mitgliedern anwesend. Herr Thomas Kempken war so nett, uns von der Veranstaltung zu berichten. Seinen Brief finden Sie im Anhang.

Auf eine weitere in naher Zukunft stattfindende Veranstaltung darf ich Sie hinweisen: Am 8. Juni 2023 (Fronleichnam), um 18.00 Uhr findet im Schauspielhaus Bad Godesberg die Aufführung des Theaterstücks „Mario und der Zauberer“ – frei nach Thomas Manns Novelle – statt. Schülerinnen und Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gym- nasiums haben im Rahmen des Schultheaterfestivals „Spotlights“ sich an diese Insze- nierung gewagt und dürfen sogleich in das große Haus! Eine tolle Sache! Eintrittskarten können über die üblichen Vorverkaufsstellen (derticketservice.de) erworben werden, oder gehen Sie einfach auf ema-bonn.de – dann erfahren Sie schnell weitere Einzel- heiten. Ich wünsche schon jetzt den jungen Leuten viel Erfolg!

Feuilleton

Den Hinweis zu dieser Mario-Aufführung erhielt ich übrigens von Frau Einecke-Klöve- korn, der Vorsitzenden der Bonner Theatergemeinde, mit der wir die Zusammenarbeit verstärken sollten. Frau Einecke-Klövekorn ist zudem gerne bereit, an dem Über- setzungsprojekt von der ‚Hommage de la France à Thomas Mann‘ mitzuwirken.

Nun sind es bereits fünf Interessenten, die sich bei mir gemeldet haben. Um das Interesse noch weiter zu schüren, habe ich die Titelseiten, die Namen der Gratulanten und die Überschriften der Texte in meine Textverarbeitung übertragen. Ich habe mich dabei bemüht, die sehr ausgepichte Typographie der Herren Flinker so genau als mög- lich nachzuempfinden. Den kürzesten Text des Buches „L’Allemagne peut le remercier“ habe ich daher probehalber als Rohübersetzung eingefügt. Bei allen anderen Beiträgen finden Sie unter jeder Überschrift die ersten Zeilen des Schlumberger-Textes als Platz- halter. Das so konzipierte Blanko des Buchs finden Sie im Anhang. Gönnen Sie sich das Vergnügen, die schillernden Namen der Gratulanten durchzulesen! Beim Abend bei Herrn Schlegel deutete unser Mitglied Herr Pfeifer an, daß er sich gerne mit dem Text von Marguerite Yourcenar befassen würde. Dagegen habe ich keine Einwendungen – es ist mithin der längste Text des Bandes. Sollte Sie der Name eines Autors oder eine Überschrift reizen, erhalten Sie von mir umgehend den entsprechenden Text als Scan zugeschickt. Das Ganze wird sicher ein wunderbares Abendteuer!

Seien Sie herzlich gegrüßt Ihr Peter Baumgärtner


Bericht von der Buchvorstellung von Hanjo Kestings „Thomas Mann – Glanz und Qual“

Guten Tag Herr Baumgärtner,

bezüglich Ihrer Frage aus dem Rundbrief

„Eine Frage in die Runde: Hanjo Kesting war vergangenen Freitag zur Buchvorstellung von „Thomas Mann – Glanz und Qual“ in der Buchhandlung Böttger. Kann jemand von dem Abend berichten?“

kann ich Ihnen das Folgende mitteilen:

Neben mir waren am Freitagabend, den 05.05. auch einige Mitglieder der Thomas Mann- Gesellschaft in der Buchhandlung Böttger zu Gast.

Das Ladenlokal der schmucken Buchhandlung war voll besetzt, worüber sich sowohl Herr Kesting als auch Herr Böttger erfreut äußerten. Allerdings beklagte Herr Böttger ein wenig die schwierige Planbarkeit dieser Veranstaltungen, sofern Interessenten nicht im Vorverkauf die Tickets erwürben, sondern an der Tageskasse. Vielleicht ist das eine kleine Anmerkung, zum Beispiel im nächsten Rundbrief, wert.

Die Veranstaltung begann pünktlich um 20.00 Uhr, und nach kurzer Vorstellung und Dank des Herrn Böttger begann Herr Kesting einleitend über sein Werk zu sprechen, seine Beweggründe und den Inhalt des Buches, das keineswegs eine Biographie, sondern eher dazu geeignet sei, Einsichten näherzubringen und (Lebens-)Entwicklungen aufzuzeigen. Es wurden mehrere Passagen aus dem Buche vorgelesen, darunter aus dem Vorwort, aus dem mit dem Titel „Werkfahrten“ überschriebenen Kapitel sowie aus den Tagebüchern Thomas Manns („Lebensfahrten“) und den Briefwechseln zwischen den Brüdern Thomas und Heinrich Mann („Querfahrten“).

Herr Kesting las dabei nicht nur vor, sondern mühte sich, Hintergründe zu vermitteln und seine Ansätze zu erläutern. Sich dabei ergebende Fragen aus dem Auditorium wurden bereitwillig und ausführlich beantwortet bzw. diskutiert. So ergab sich zum Beispiel auch die etwas heikle, eher allgemein auf klassische und/oder moderne klassische Literatur abzielende Frage aus dem Auditorium, inwieweit ausgerechnet sie in der heutigen (häufig auf elektronischen Kommunikation und Freizeitgestaltung basierenden) Zeit insbesondere an die jüngere Generation vermittelbar und wie jene dafür zu begeistern sei, einen zum Beispiel 800 Seiten starken Roman zu lesen. Die sich anschließende Diskussion erbrachte verständlicherweise kein Patentrezept, jedoch eine durchaus interessante Diskussion über Ursachen und mögliche Lösungsansätze.

Insgesamt, so muss ich für mich persönlich feststellen, war der Abend außerordentlich bereichernd, zumal ich das Buch bereits gelesen hatte. Ich habe die Lesung durch den Autor als sehr angenehm empfunden, und dabei neben seiner anerkannten Kompetenz vor allem auch seine Hintergrunderläuterungen geschätzt. Am Ende der Lesung nahm er sich Zeit, einige Bücher zu signieren und dabei erneut auf Fragen einzugehen.

Herr Böttger beschloss den gelungenen Abend mit dem Dank an Herrn Kesting sowie einem Hinweis auf eine bis zu jenem Tage zu besichtigende Ausstellung einiger Werke des Künstlers Otto Pankok, die in den Räumen der Buchhandlung zu besichtigen seien.

Soweit mein Resümee dieser Veranstaltung. Viele Grüße!

Thomas Kempken