Kategorie: Rundbriefe

  • Rundbrief Nr. 56a – intern

    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln,

    wie Sie sicher längst wissen, findet die

    Internationale Thomas Mann-Tagung 2023

    vom Freitag, den 29.September bis Sonntag, den 1.Oktober in Düsseldorf unter dem Titel „Chaos und Neubeginn. Thomas Manns späte Erzählungen“ statt.

    Internationale Thomas Mann-Tagung 2023 – Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft (thomas-mann-gesellschaft.de)

    Es wäre schön, wenn auch unser Ortsverein zahlreich vertreten wäre. Ich allerdings werde aus privaten Gründen nur am Freitag teilnehmen und am Samstag in der Früh wieder abreisen. Wie alle Jahre findet am Samstagnachmittag die Mitgliederversammlung statt, in der auch unser Ortsverein gehalten ist, über seine Tätigkeiten zu berichten. Ich würde nur sehr ungern einen Vorstandskollegen aus Lübeck bitten, einen von mir verfaßten Bericht zu verlesen. Es wäre schön, wenn jemand von Ihnen diese Aufgabe übernehmen würde, und diesem Vortrag auch eine persönliche Note geben könnte. Zur Vorbereitung stehe ich natürlich vollumfänglich zur Verfügung.

    Eine besondere Freude ist es mir, daß unser Mitglied Natia Chaladze aus Kutaissi, Georgien, zu dieser Tagung anreist. Wir kennen sie von Ihrem Vortrag im vergangenen Jahr im Woelfl-Haus. Ich werde sie am Freitagabend auch mit den Vorständen unserer Gesellschaft bekannt machen. Unser Mitglied Herr Schoch sagte bereits zu, ihr bei ggf. auftretenden Problemen unterstützend zur Seite zu stehen.

    Abschließend darf ich Ihnen mitteilen, daß die Gattin von Hans Büning-Pfaue Angela von Blomberg in 14 Tagen aus der „Prä“-Rehabilitation nach Hause entlassen wird, nachdem sie vor zwei Monaten von einem rauschgiftsüchtigen Tesla-Fahrer überfahren worden war. Ihr gelten die besten Genesungswünsche des gesamten Ortsvereins.

    Seien Sie herzlich gegrüßt. Ihr Peter Baumgärtner

  • Rundbrief Nr. 56

    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    leider waren es nur acht Personen, die der Einladung zur Matinee im Hause von Frau Dr. Ulrike Keim vergangenen Sonntag gefolgt sind. Bevor sie mit der Vorstellung ihrer Gumpert-Biographie begann, schilderte sie in lebendigster Form von der Mühe und der Lust an der Recherchearbeit für dieses Buch. Wir erfuhren, daß große Teile des Nachlasses von Gumpert in einem Archiv in Berlin schlummern, andere in Jerusalem zu finden waren, wo man ihr mit großer Hilfsbereitschaft entgegenkam, und auch mit den Enkeln von Gumpert in den USA konnte sie in Kontakt treten, denen die deutsche Herkunft ihres Großvaters kaum noch bewußt war. Nur durch diese energische Arbeit konnte sie an unbekannte Fotos kommen und in ihrem Buch bislang unveröffentlichte Briefe Thomas Manns veröffentlichen. Sie legte großem Wert darauf, den altruistischen Berufsansatz Gumperts als Arzt zu schildern wie auch die enge persönliche Freundschaft zu Katia und Thomas Mann, mit denen er mehrfach in den USA die Weihnachtstage gemeinsam mit seiner kleinen Tochter verbrachte. Auf Gumperts große Liebe zu Erika Mann wurde Frau Keim aufmerksam bei der Lektüre der Erika-Mann-Biografie von Irmela von der Lühe. Diese Lektüreerfahrung war es auch, die ihr den Anstoß gab, selbst das Schreiben einer Biografie in Angriff zu nehmen, zumal sie, wie wir alle, durch Corona zum Hausarrest verdammt war. Wer sich von der erfrischenden Art von Frau Keim selbst ein Bild machen will, kann dies auf YouTube tun, wo eine halbstündiges Interview mit ihr hinterlegt ist: Standort Berlin – ,,Ein außergewöhnliches Leben in zwei Welten” – YouTube, oder akustisch im WDR3-Zeitzeichen zum 125. Geburtstag Gumperts unter: ZeitZeichen – 13. November 1897: Der Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert wird geboren – Zeitzeichen – Sendungen – WDR 5 – Radio – WDR.

    Mit ganz besonderer Freude kann ich an dieser Stelle verkünden, daß Frau Dr. Ulrike Keim seit vergangenen Montag Mitglied unseres Ortsvereins ist. Ich empfinde dies als große Bereicherung und freue mich auf die Zusammenarbeit!

    Als Literaturliebhaber muß man aber ganz abgesehen von der Freundschaft zur Familie Mann das literarische Schwergewicht Martin Gumpert betonen. Die beiden Romane Hahnemann und Dunant habe ich Ihnen bereits vorgestellt. Den schmalen Gedichtband Berichte aus der Fremde verfaßte Gumpert 1937 in New York und erschien 1938 im Verlag Die Arche in Zürich. 2017 wurde er im Südverlag in Berlin neu aufgelegt. Für mich sind die Verse darin das Schönste, was ich je an Poesie gelesen, man hört förm- lich seine so wundersam leise und eindringliche Stimme – großartig. Darin auch das intensivste Liebesgedicht, das Erika Mann wohl je erhalten hat, es ist überschrieben mit Bericht 3 – hier einige Strophen:

    Gibt es denn mehr als dies:
    Beugung Deines Nackens,
    Wenn du den Strumpf vom Halter lösest
    Und ich auf deine Nähe warte.
    Sich am Tage zu sehen
    Als fremde Tagmenschen mit eigenem Willen
    Und von der Nacht zu wissen
    Und der Eintracht unseres Atmens? […]

    Ist dann nicht Frieden in unserer Mitte,
    Wenn dein Kopf auf meinem Arm ruht
    Und der Schimmer der letzten Zigarette
    Uns den Weg in die Heimat des Schlafes leuchtet?
    Geruch der Nähe, Pulsschlag, Haut an Haut,
    Wächst über uns der Wald der Wände,
    Und Hand in Hand durchwandern wie die Stille
    Zum fernen Ort der Zärtlichkeiten […]

    Nun, da ich weiß, wie sehr ich Dich liebe,
    Wird es unser Schlaf sein, nicht Deiner und meiner,
    Komm, laß uns teilen das nährende Brot und den heilsamen Wein
    Der Versunkenheit.

    1937 berichtet er noch aus der Fremde, neu in New York, 1938 ist er angekommen, etabliert als Arzt, wieder auf der Seite der Schwachen. In dem Roman Der Geburtstag scheinen viele autobiographische Aspekte auf. Er schreibt keine Poesie mehr – Erika hat sich von ihm getrennt – auch keine Helden der Geschichte tauchen auf: alles ist ganz Gegenwart, Nachtleben, Ehrgeiz, Eifersucht: Naturalismus mit hoher Sprachgewalt, Annäherung an Steinbeck… womit ich den Übergang zum Feuilleton einleiten möchte…

    Feuilleton

    … in dem ich Ihnen wärmstens die aktuelle Neuinszenierung des Bonner Schauspiels ans Herz legen möchte: John Steinbecks Von Menschen und Mäusen: einfach, dicht, intensiv, großartig vom Bühnenbild bis zur Musik – unbedingt anschauen. Dies war auch eines der letzten Theaterstücke, die Thomas Mann sah am 1.Juni 1955 im Züricher Central-Theater. Er notierte in sein Tagebuch: Die Dramatisierung (sehr gut) von Steinbecks »Mice and Men«, gut gespielt, eindrucksvoll.

    Abschließen möchte ich mit meinem literarischen Steckenpferd, das ich seit Jahren verfolge und unterstütze: Die auf Deutsch erstmals erschienen Romane von Anthony Powell im Berliner Elfenbein-Verlag. Nach den zwölf Bänden der Reihe Ein Tanz zur Musik der Zeit kamen in den letzten Jahren noch die weiteren fünf Vorkriegsromane Powells auf den Markt, zuletzt Täuschung und Selbsttäuschung. Allesamt geprägt von britischem Understatement, leisem Humor, trefflichen Dialogen, kurz: Wundervolle Gesellschaftsbilder, Literatur mit Suchtgefahr…

    Seien Sie herzlich gegrüßt Ihr Peter Baumgärtner

  • Rundbrief Nr. 55

    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    zur Einladung von Frau Dr. Ulrike Keim und der Vorstellung ihrer Gumpert-Biographie in ihrem Hause sind inzwischen sieben Anmeldungen bei mir eingegangen. Schwerpunkt des Abends Wird Gumperts enges Verhältnis zu Erika und Thomas Mann sein und dessen Verewigung in den Joselfs-Romanen. Das wird sicher eine nette Runde. Für weitere sieben Personen ist sicherlich noch Platz bei ihr. Bitte melden Sie sich bis spätestens Freitag bei mir, damit sie sich darauf einstellen kann. Hier nochmals Termin und Ort:

    Matinee am Sonntag, den 27.August um 11.00 Uhr

    in Bonn-Kessenich, Bergstraße 136

    Am gleichen Tage, abends um 18.00 Uhr findet in der alten Kirche des Collegium Leoninum eine Gedenkveranstaltung an den Bonner Pianisten

    Karlrobert Kreiten

    statt. Dies ist eine Veranstaltung der Theatergemeinde Bonn gemeinsam mit dem Demokratischen Salon. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit Thomas Mann ist nicht gegeben, aber er würde es begrüßen, diesem ganz jung ermordeten empfindsamen Künstler zu gedenken. Alles weitere finden Sie im angefügten Flyer.

    Feuilleton

    Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an unser Mitglied

    Prof. Dr. Hermann Dechant

    soll hier nicht unerwähnt bleiben. Bei der Veranstaltung im Gobelin-Saal des alten Rathauses wurde insbesondere seine lebenslange Förderung des musikalischen Nachwuchses hervorgehoben. Über die etwas aus der Zeit gefallene Darstellung einer Hundetreibjagd im Hintergrund hätte auch Thomas Mann schmunzeln würde. Und unser General- Anzeiger widmete ihm und Madonna (65) eine ganze Seite. Auch dies sei dem so humorvollen Menschen Hermann Dechant gegönnt!

    Seien Sie herzlich gegrüßt Ihr Peter Baumgärtner

  • Rundbrief Nr. 54

    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    vergangenen Sonntag durften wir einen wunderbaren Tristan-Abend im Woelfl-Haus erleben. Es war weit mehr als eine Lesung, die meine Co-Vorsitzende Frauke May- Jones mit ihrem Partner Philip Stemann präsentierten, es war vielmehr eine musi- kalischliterarische Vorstellung. Der Abend wurde eingeleitet, untermalt und gegliedert von Musikeinspielungen und der Text im Wechsel von den beiden gelesen, wobei Stemann stets die Rolle von Spinell übernahm und May-Jones jene von Frau Klöterjahn und Herrn Klöterjahn im fliegenden Wechsel, die eine mit piepsend- verletztem Stimmchen und die andere dunkel-polternd. Es war eine wunderbare Verschmelzung von Literatur, Musik und Schauspiel, und damit – gerade für diesen ausnehmend knapp bemessenen Thomas-Mann-Text eine treffliche Art der Literaturvermittlung.

    Man spürte, wieviel Vorbereitung und Übung die beiden investiert hatten. Leider war der Abend nur spärlich besetzt. Einige Gäste verfolgten die Vorstellung aus der Ferne, ihnen wurde Bild und Ton zeitgleich auf den heimischen Bildschirm zugespielt. Auch Sie, meine sehr verehrten Damen und Herrn, haben noch die Chance, die Vorstellung – zeitversetzt – zu erleben. Über die Seite Woelfl-Haus Bonn – Tristan (woelflhaus.de) können Sie sich noch ein Streaming-Ticket erwerben. Dies würde sowohl Ihrem Genuß und Ihrer Erbauung dienen als auch dem Kontostand unseres Ortsvereins. Ich würde einen solchen Abend nie als defizitär bezeichnen – er war ein Gewinn allemal – aber mehrere Veranstaltungen in dieser Art können wir uns in einem Jahr nicht leisten.

    Daher habe ich bislang noch davon abgesehen, die Schauspielerin Johanna Krumstroh und den Vibraphonisten Oli Bott mit ihrem Literaturkonzert „Die Buddenbrooks und die Musik“ einzuladen (siehe Rundbrief Nr.50).

    Es ist anzufügen, daß unser kölsches Bremer Mädchen Frauke May-Jones und ihr Bremer Partner Philip Stemann gerne mit ihrer Lesung Gastspiele in anderen Orten in diesem weiten Land wahrnehmen würden. Nicht nur Thomas-Mann-Verehrer kämen auf ihre Kosten, Richard-Wagner-Fans dürfen sich gleichermaßen angesprochen fühlen.

    Feuilleton

    Die ‚Burleske‘ Tristan wirkt sowohl hinsichtlich des Inhalts wie auch des Spielorts wie eine Fingerübung zum Zauberberg. Die am letzten Sonntag anwesenden Mitglieder unseres Ortsvereins fragten sich, woher Thomas Mann schon um die Jahrhundertwende die Expertise nahm, einen solchen Höhenluftkurort plastisch zu beschreiben, eben lange vor dem Zauberberg und den berühmten Visiten Thomas Manns bei seiner maladen Katia in Davos. In Borchmeyers Bibel fand ich viel zu den mythologischen Bezügen des Tristan-Textes, aber nichts zum Handlungsort. In Harpprechts noch dickerem Kompendium ist die Geschichte eingewickelt in Thomas Manns geheimnisvolle erotische Sondierungen zum eigenen Geschlecht, aber auch nichts zur Lokalität der Handlung. In der Thomas Mann Chronik entdeckte ich allerdings, daß er im Sommer 1901 auf dem Rückweg aus Italien in der Nähe von Meran im Mitterbad im Ultental Station machte. Diese Badeanstalt ist leider seit 50 Jahren dem Verfall preisgegeben und liegt hoch in den Bergen von Bozen in Südtirol und gehörte damals noch zur K&K-Monarchie Österreich- Ungarn. Der leitende Arzt in Mitterbad war Dr. Christoph Hartung von Hartungen – ein Name, wie ihn Thomas Mann nicht besser hätte erfinden können. Er war in damaligen Künstlerkreisen sehr beliebt (Christian Morgenstern soll in seinen Armen gestorben sein), und die jungen Herren Heinrich und Thomas waren bei ihm häufig zu Gast. Zu Doktor Leander konnte ich leider keine Ähnlichkeiten feststellen. Auf Wikipedia kann man einige interessante Entdeckungen dazu machen.

    Hinsichtlich des ‚mineralischen‘ Namens des „verwesten Säuglings“ Spinell sprach ich den uns wohlbekannten Goldschmied Hans-Joachim Weingarz an, in dessen Ladengeschäft vor einigen Jahren schon eine Veranstaltung unseres Ortsvereins stattfand. Ich habe ihn auf den Halbedelstein ‚Spinell‘ angesprochen und wurde wie folgt belehrt:

    Also, mit dem Halbedelstein ist es folgendermaßen bestellt. In den Fünfzigern hat eine internationale Normungskommission (cibjo) vom Begriff des Halbedelsteins Abstand genommen, weil man nicht wusste, wie man sogenannte Edelsteine von Halbedelsteinen trennen soll. Seit den 1880gern konnte man Rubine von Spinellen unterscheiden und mußte feststellen, daß in den schräbbeligen britischen Kronjuwelen viele Rubine Spinelle sind. Schade, schade. Aber so schlimm können die Dinger nicht sein. Wir könnten Dir, für welchen Zweck auch immer, eine sehr schöne und edle Spinellkette verkaufen. Spinell war allerdings auch das Material, welches man als erstes synthetisches Mineral produzieren konnte. Alle blauen Aquamarine in Oma’s Silberschmuck sind synthetische Spinelle. Mit dem echten nicht zu verwechseln…

    Bevor Sie nun ihre Schmuckschatullen durchwühlen, bitte ich noch den Hinweis der Eheleute Volhard zur Kenntnis zu nehmen: Sie erinnerten daran, daß im Jahre 2005 im Kursaal von Travemünde in Gedenken an den fünfzigsten Todestag von Thomas Mann eine Sondersendung des Literarischen Quartetts aufgezeichnet wurde, die man noch im Netz abrufen kann: https://youtu.be/38WwVNI9LyI

    Ich genoß das Filmchen, schwelgte in Erinnerungen an diese unterhaltsame wie zwiespältige Reich-Ranicki-Show. Gegenstand damals waren nicht die großen Romane Thomas Manns, sondern dessen frühe Erzählungen – und der Tristan wurde zuerst behandelt. In dieser Sendung versuchte Iris Radisch dem großen Meister Paroli zu bieten, (von wegen: Text aus den üblichen Thomas-Mann‘schen Schubkästen: Hanseatische Kaufmannschaft im Gegensatz zum Künstlertum, Musik und Todessehnsucht) wurde aber erfolgreich von Reich-Ranicki pariert, dessen Worte ich nicht wiederzugeben wage: Gönnen Sie sich den Spaß!

    Auch unser Mitglied Marcus Pfeifer hat von seiner niederrheinischen Heimat aus den Tristan verfolgt und zeigte sich in einer Mail sehr zufrieden damit. Beim Hören des Textes fühlte er sich an Heines Gedicht „Im Hafen“ erinnert, das er vor einigen Wochen beim Lyrik-Marathon in Düsseldorf verlesen hatte, zumal es dort um ein Erlebnis im Bremer Ratskeller geht, dem auch Spinell einen Besuch abgestattet haben will. Allerdings nahm Heine nicht den Modergeruch wahr, sondern den Rosenduft des Weins, Lebenslust statt Todessehnsucht. Lag gerade darin für Thomas Mann der Wert Heines? War Heine sein Gegengewicht zur Schwermut Schopenhauers oder zu Isoldes Liebestod im Tristan.

    Veranstaltungshinweis

    Ich erinnere gerne nochmals an die Einladung von Frau Dr. Ulrike Keim zur Vorstellung ihrer Gumpert-Biographie in ihrem Hause: Sie lädt ein zur

    Matinee am Sonntag, den 27.August um 11.00 Uhr

    in Bonn-Kessenich, Bergstraße 136

    Es liegen schon einige Anmeldungen vor – es können gerne noch einige mehr werden. Anmeldungen, wie gesagt, bitte an mich – besten Dank.

    Seien Sie herzlich gegrüßt Ihr Peter Baumgärtner

  • Rundbrief Nr. 53

    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    in vier Wochen ist es so weit: Frauke May-Jones wird am 23.Juli 2023 im Woelfl- Haus uns einen Tristan-Abend präsentieren.

    Die Opern- und Konzertsängerin und Sprecherin wird zusammen mit Philip Stemann (Theaterregisseur, Autor, Sprecher) die Erzählung „Tristan“ lesen und mit viel Musik begleiten! Auszüge aus Wagners „Tristan“, der „Walküre“, seinen „Wesendonck– Liedern“ (eingesungen von Frauke May-Jones) und Klaviermusik Chopins, werden die Lesung musik-dramatisch ergänzen.

    „Es war die Zeit der Maienblüte meiner Begeisterung für das „“Opus metaphysicum“ (Tristan und Isolde),(…). Aber Musikbeschreibung war immer meine Schwäche (und Stärke?)“….so Thomas Mann 1953.

    In seinem schon 1901 dem Bruder Heinrich angekündigten Plan einer „Burleske“ mit dem Titel „Tristan“, wird Thomas Mann, wie später noch so oft „(…) so viel Musik machen, als man ohne Musik füglich machen kann“. Gleichzeitig tiefernst in der vorm geistigen Ohr erklingende Musik der Burleske und ironisch, wenn sie schweigt, folgt er Nietzsches Forderung, die Mythen Wagners ins Bürgerliche zu übersetzen. Eine Literarisierung der Musik Wagners im dichten Gewebe von Manns Worten.

    Die Veranstaltung wird auch gestreamt. Ich bitte darum, sich dort auch unmittelbar an- zumelden und ein Ticket vorab zu erwerben, da die Anzahl der Sitzplätze beschränkt ist.

    Dann habe ich die besondere Freude, die Einladung der Autorin der Biographie von Martin Gumpert Frau Dr. Ulrike Keim an dieser Stelle anzukündigen: Sie lädt ein zur Matinee am Sonntag, den 27.August um 11.00 Uhr zu sich nach Hause in Bonn Kessenich, Bergstraße 136. Sie wird bei der Vorstellung ihres Buchs:

    Ein außergewöhnliches Leben in zwei Welten – Der Arzt, Dichter, Forscher und Schriftsteller Martin Gumpert“ einen besonderen Schwerpunkt auf dessen Verhältnis zu Thomas und Erika Mann setzen. Im Rundbrief Nr.44 habe ich auf die Vorzüge dieses Buchs schon ausführlich hingewiesen, diesen Text habe ich nochmals angehängt. Sie kann bis zu 16 Gäste empfangen. Anmeldungen bitte an mich – es wird sicher eine sehr aufschlußreiche Begegnung für uns werden. Ich danke Frau Keim an dieser Stelle schon für Ihre Großzügigkeit.

    Eine ganz besondere Veranstaltung findet in Wiesbaden statt: Die Thomas-Morus- Akademie lädt ein zum Seminar: Und das Wunderbare war ich – Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ 31. August bis 3. September 2023

    Als Referenten sind neben anderen die Leiterin des Buddenbrook-Hauses Frau Dr. Birte Lipinski und „unser‘ Präsident Prof. Dr. Hans Wißkirchen geladen. Nähere Informationen finden Sie unter tma-bensberg.de

    Im letzten Rundbrief hatte ich Sie auf die Aufführung von „Mario und der Zauberer“ im Schauspielhaus hingewiesen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war in jeder Hinsicht großartig! Der Saal war voll, der Applaus am Ende wollte kein Ende finden. Die Schülerinnen und Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums haben sich die Theater- Adaption des Stücks selbst erarbeitet, ein ganzes Jahr geprobt und eine Aufführung zu- stande gebracht, die Thomas Manns Sprache leuchten ließ und dem Inhalt der Novelle vollständig gerecht wurde: Die Aspekte der faschistischen Ausgrenzung von Fremden und der Verführbarkeit des Menschen wurden hervorragend herausgearbeitet. Es ist ein Jammer, daß nur eine Aufführung stattfinden konnte, es ist eine Freude zu sehen, daß Thomas Mann für die Schule noch nicht verloren ist. Dieser Abend bescherte ihm sicher viele neue Leser!

    Feuilleton

    Bevor ich Ihnen noch zwei Bücher anempfehle, möchte Sie in kleinen Ansätzen an der vielfältigen Korrespondenz mit unserem Mitglied Jürgen Quasner aus dem tiefen Süden unseres Landes teilhaben lassen. Da es mir immer wieder eine Freude ist, seine mit feiner Ironie gesetzten Briefe zu lesen, bat ich darum, ihn in meinem Rundbrief zitieren zu dürfen, was er gestattete.

    Im ersten Jahrbuch unserer Gesellschaft von 1988 fand er in dem sehr lesenswerten Beitrag von Heinz Gockel mit dem Titel „Faust im Faustus“ das Briefzitat Thomas Manns

    Aber der Dr. Faustus ist gar nicht mein Faust, sondern das ist eher der ‚Josef‘.“ Quasner schreibt dazu:

    Die hier zitierte Briefstelle an Hausmann habe ich in den „Selbstkommentaren“ auch gefunden. Wenn Th. Mann nach der „Lotte“ Goethe nicht mehr als Gestalt in seinen eigenen Werken darstellt, befaßt er sich umso mehr mit Exzellenz in Reden und Essays. Am meisten interessiert mich, wie er dazu kommt, Joseph seinen Faust zu nennen.

    Dazu würde ich anführen:

    1. die ausgedehnte Lebensfahrt von beiden, die Begegnung mit allen Sphären oder zum Teil deren Durchdringung, deren Aneignung, ihre besonderen Fähigkeiten, der hoch kompetente Gelehrte versus Traumdeuter mit staatsmännischer Karriere.
    2. Unter Gefahren die Erlösung des Teufelsbündners dank seines Strebens, bei Joseph der denkbar höchste Aufstieg eines Migranten, ohne die von den Juden nicht eingeführte Erlösung;
    3. Die Figuren zeigen wesentliche Unterschiede. Faust hat keine Familie, keine Verwandten, verführt aus Frust Gretchen und stürzt sie ins Unglück; Joseph wird verführt, verleumdet, eingesperrt und siedelt später seine ganze Sippe als Volk Israel an.
    4. Das mystische Brimborium am Ende von Faust II: für den alten Goethe als Wunschtraum für sich selbst, für uns heute unzumutbar, obsolet, der ganze Joseph bis heute frisch, weniger fromm als fröhlich frei, die integrierende Überwindung von Felix Krull, Joseph als der stärker gleißende Hochstapler, Th. Manns eigenes unerreichtes Wunschbild …

    So far so good?

    Und einige Tage später legte er nach:

    Th. Mann betont in einem Brief vom 8.5.40 an Menno ter Braak, er habe vorher „nie so eifrig und genau alles gesammelt, was mir schriftlich und gedruckt über ein Buch vor Augen kam.“ Er meint seine „Lotte“, in der englischen Übersetzung „The beloved returns“, „noch der beste“ Titel, „weil er der spirituellste ist und die Idee der Wiederkehr überhaupt durchschimmern läßt“ (Selbstkommentare S. 58). Und jetzt kommt‘s, daß gerade dieser „Roman“ – hier in feet of geese – in seiner „Langweiligkeit durch eine gewisse Aufregung balanciert wird, die die Realisierung des Mythos mit sich bringt“.

    So rückt auch die „Lotte“ mit „Joseph“ zusammen, wo auch allerlei balanciert wird, und Th. Mann verspürt „leichten Unmut“, daß gerade dieser Roman in Deutschland nicht erscheinen kann. Den leichten Unmut darf man wohl als beherrschten Zorn interpretieren.

    Bei der Veranstaltung mit Frau Dr. Bensch wurde ich auf den 2008 erschienenen Roman vom Martin Walser ‚Ein liebender Mann‘ aufmerksam gemacht. Es ist ein toller Roman, wie ich finde: Goethe wird keineswegs der Peinlichkeit ausgesetzt, wie dies in Thomas Manns Umgebung gemutmaßt hatte, und er dann den ‚Tod in Venedig‘ vorzog zu schreiben, aber wahrscheinlich waren Aschenbachs Neigungen ihm auch näher als jene Goethes. Zurück zu Walser. Seine Darstellung Goethes ist respektvoll, eine gelungene Mischung von ‚Condition humaine‘ und ‚Comédie humaine‘; es gibt keine schlüpfrigen Altherrengedanken sondern überzeugende Dialoge. Walser liefert das Portrait einer selbstbewussten jungen Frau, einer ‚Contresse‘, einer Frau, die wagte, zu widerspre- chen, das letzte Wort zu haben, die Goethe genau deshalb liebt, sicher auch, weil sie ein hübsches Äußeres hat. Solch devoten Schmetterlinge umflattern den Meister zuhauf, aber die lassen ihn kalt. Walser gelingen wundervolle Sätze für Goethe, so etwa

    Ich bin ein Kartenhaus, das behauptet, eine Festung zu sein“. In den letzten Kapiteln wird aus den Versuchen, einen Goethe zu erschaffen eine recht unverhohlene Selbstdarstellung des alten Alphamannes Walser, der Auseinandersetzung mit dem, was nicht mehr ist, wie es war. Aber auch das paßt, ist glaubhaft auch für Goethe. All dies hat auch Thomas Mann getrieben, wenn er seinen Schiller in „Schwere Stunde“ sagen ließ, wie er zu Goethe stehe…

    Nur mittelbar mit Thomas Mann zu tun hat folgende Entdeckung: Beatrice Harraden: Wie Schiffe in der Nacht. Ein schmaler Roman, keine 150 Seiten stark:

    Eine in heiterem Ton melancholisch-traurige Liebesgeschichte, die Begegnung zweier einsamer Menschen in einem Schweizer Lungensanatorium, zwei Menschen finden sich wie zwei Schiffe in der Nacht, nehmen kurz voneinander Notiz in der unendlichen Dunkelheit und Weite des Meeres und des Lebens. Es liest sich, wie ein Skizzenbuch zum Zauberberg: die Hauptfigur, ein Mr Alliston, weilt sieben Jahre dort oben, erscheint wie eine Mischung aus Hans Castorp und Hofrat Behrens und wird allerseits nur als ‚der unangenehme Mensch‘ bezeichnet wird, erfährt zum ersten Mal so etwas wie Liebe zur weiblichen Hauptfigur, einer gewissen Bernadine, die man als Selbstbild der frauenbewegten Autorin sehen kann, und ein holländischer Mynheer nimmt sich das

    Leben. Allein, der Roman erschien 30 Jahre vor dem Zauberberg, wurde im englischen Sprachraum zum Million-Seller, erst 1921 erschien eine deutsche Ausgabe. Nicht auszuschließen, daß er in Davos auslag, als Katia dort in Kur war und von ihrem Mann besucht wurde. Nachweisen läßt sich nichts. Außerdem entspricht es nicht meiner Vorstellungswelt, daß Thomas Mann das Buch einer Suffragette in die Hand genommen haben soll…

    Aber ganz seitab von diesen Thomas-Mann-Bezügen: Es ist ein hoch lesenswertes Büchlein, das mich ein wenig an Tucholskys Schloß Gripsholm erinnert hat. Es wurde nun neu übersetzt und erschien in dem wunderbaren Kleinverlag Edition A-B-Fischer aus Berlin, der von Angelika und Bernd Fischer betrieben wird.

    Seien Sie herzlich gegrüßt Ihr Peter Baumgärtner

  • Rundbrief Nr. 52 + Bericht von der Buchvorstellung von Hanjo Kestings „Thomas Mann – Glanz und Qual“

    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    man hatte mich darauf aufmerksam gemacht, daß ich mich bei meinen Rundbriefen kürzer fassen solle, um deren Lesefreundlichkeit zu erhöhen. Dieser Aufforderung komme ich gerne nach – daher werden die Rundbriefe nun häufiger kommen, denn es gibt allerhand Buchenswertes:

    Der Vortrag von Frau Dr. Bensch im Hause von Volker Schlegel zum Thema „Thomas Manns Goethe-Rezeption“ war ein voller Erfolg: Das Wohnzimmer voll, der Vortrag frei und offen für Zwischenfragen. Es entwickelte sich eine entspannte Atmosphäre, vielerlei Anregungen wurden gegeben. Der Inhalt des Vortrags läßt sich mit zwei Zitaten auf den Punkt bringen: Zum einen mit einer Phrase aus Thomas Manns Schiller-Novelle „Schwere Stunde“ (1905), die auch Frau Bensch hervorhob und die im Text gleich zweimal vorkommt: „… an den dort in Weimar, den er mit einer sehn- süchtigen Feindschaft liebte.“ Und zum andern mit einer Bemerkung Hermann Kurzkes, Thomas Mann habe in dieser Novelle „…eine Psychopathologie der Größe entwickelt, die er nicht an Schiller, sondern an sich selbst studiert hat…“ Man darf auch lächeln über den großen Meister… Ich dankte jedenfalls im Namen des Vereins Frau Dr. Bensch für ihr tolles Referat über ein unerschöpfliches Thema, den Anwesenden für die rege Teilnahme und vor allem dem Gastgeber Herrn Schlegel, der uns in einfacher Art und Weise köstlich verwöhnte. Unter den Teilnehmern wurden schon Anregungen ausge- tauscht für weitere Veranstaltungen im privaten Kreis. Wir dürfen gespannt sein.

    Frauke May-Jones nutzte die Gelegenheit, auf Ihre Veranstaltung am 23.Juli 2023 im Woelfl-Haus hinzuweisen, auf den Tristan-Abend, den sie zusammen mit Philip Stemann präsentieren wird. Sie werden die Erzählung „Tristan“ lesen und mit viel Musik begleiten! Weitere Details folgen. Merken Sie sich diesen Termin vor. Die Veranstaltung wir auch gestreamt werden, also auch an einem fernen Urlaubsort genossen werden können.

    Bei der Buchvorstellung von Hanjo Kestings „Thomas Mann – Glanz und Qual“ in der Buchhandlung Böttger waren eine Reihe von Mitgliedern anwesend. Herr Thomas Kempken war so nett, uns von der Veranstaltung zu berichten. Seinen Brief finden Sie im Anhang.

    Auf eine weitere in naher Zukunft stattfindende Veranstaltung darf ich Sie hinweisen: Am 8. Juni 2023 (Fronleichnam), um 18.00 Uhr findet im Schauspielhaus Bad Godesberg die Aufführung des Theaterstücks „Mario und der Zauberer“ – frei nach Thomas Manns Novelle – statt. Schülerinnen und Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gym- nasiums haben im Rahmen des Schultheaterfestivals „Spotlights“ sich an diese Insze- nierung gewagt und dürfen sogleich in das große Haus! Eine tolle Sache! Eintrittskarten können über die üblichen Vorverkaufsstellen (derticketservice.de) erworben werden, oder gehen Sie einfach auf ema-bonn.de – dann erfahren Sie schnell weitere Einzel- heiten. Ich wünsche schon jetzt den jungen Leuten viel Erfolg!

    Feuilleton

    Den Hinweis zu dieser Mario-Aufführung erhielt ich übrigens von Frau Einecke-Klöve- korn, der Vorsitzenden der Bonner Theatergemeinde, mit der wir die Zusammenarbeit verstärken sollten. Frau Einecke-Klövekorn ist zudem gerne bereit, an dem Über- setzungsprojekt von der ‚Hommage de la France à Thomas Mann‘ mitzuwirken.

    Nun sind es bereits fünf Interessenten, die sich bei mir gemeldet haben. Um das Interesse noch weiter zu schüren, habe ich die Titelseiten, die Namen der Gratulanten und die Überschriften der Texte in meine Textverarbeitung übertragen. Ich habe mich dabei bemüht, die sehr ausgepichte Typographie der Herren Flinker so genau als mög- lich nachzuempfinden. Den kürzesten Text des Buches „L’Allemagne peut le remercier“ habe ich daher probehalber als Rohübersetzung eingefügt. Bei allen anderen Beiträgen finden Sie unter jeder Überschrift die ersten Zeilen des Schlumberger-Textes als Platz- halter. Das so konzipierte Blanko des Buchs finden Sie im Anhang. Gönnen Sie sich das Vergnügen, die schillernden Namen der Gratulanten durchzulesen! Beim Abend bei Herrn Schlegel deutete unser Mitglied Herr Pfeifer an, daß er sich gerne mit dem Text von Marguerite Yourcenar befassen würde. Dagegen habe ich keine Einwendungen – es ist mithin der längste Text des Bandes. Sollte Sie der Name eines Autors oder eine Überschrift reizen, erhalten Sie von mir umgehend den entsprechenden Text als Scan zugeschickt. Das Ganze wird sicher ein wunderbares Abendteuer!

    Seien Sie herzlich gegrüßt Ihr Peter Baumgärtner


    Bericht von der Buchvorstellung von Hanjo Kestings „Thomas Mann – Glanz und Qual“

    Guten Tag Herr Baumgärtner,

    bezüglich Ihrer Frage aus dem Rundbrief

    „Eine Frage in die Runde: Hanjo Kesting war vergangenen Freitag zur Buchvorstellung von „Thomas Mann – Glanz und Qual“ in der Buchhandlung Böttger. Kann jemand von dem Abend berichten?“

    kann ich Ihnen das Folgende mitteilen:

    Neben mir waren am Freitagabend, den 05.05. auch einige Mitglieder der Thomas Mann- Gesellschaft in der Buchhandlung Böttger zu Gast.

    Das Ladenlokal der schmucken Buchhandlung war voll besetzt, worüber sich sowohl Herr Kesting als auch Herr Böttger erfreut äußerten. Allerdings beklagte Herr Böttger ein wenig die schwierige Planbarkeit dieser Veranstaltungen, sofern Interessenten nicht im Vorverkauf die Tickets erwürben, sondern an der Tageskasse. Vielleicht ist das eine kleine Anmerkung, zum Beispiel im nächsten Rundbrief, wert.

    Die Veranstaltung begann pünktlich um 20.00 Uhr, und nach kurzer Vorstellung und Dank des Herrn Böttger begann Herr Kesting einleitend über sein Werk zu sprechen, seine Beweggründe und den Inhalt des Buches, das keineswegs eine Biographie, sondern eher dazu geeignet sei, Einsichten näherzubringen und (Lebens-)Entwicklungen aufzuzeigen. Es wurden mehrere Passagen aus dem Buche vorgelesen, darunter aus dem Vorwort, aus dem mit dem Titel „Werkfahrten“ überschriebenen Kapitel sowie aus den Tagebüchern Thomas Manns („Lebensfahrten“) und den Briefwechseln zwischen den Brüdern Thomas und Heinrich Mann („Querfahrten“).

    Herr Kesting las dabei nicht nur vor, sondern mühte sich, Hintergründe zu vermitteln und seine Ansätze zu erläutern. Sich dabei ergebende Fragen aus dem Auditorium wurden bereitwillig und ausführlich beantwortet bzw. diskutiert. So ergab sich zum Beispiel auch die etwas heikle, eher allgemein auf klassische und/oder moderne klassische Literatur abzielende Frage aus dem Auditorium, inwieweit ausgerechnet sie in der heutigen (häufig auf elektronischen Kommunikation und Freizeitgestaltung basierenden) Zeit insbesondere an die jüngere Generation vermittelbar und wie jene dafür zu begeistern sei, einen zum Beispiel 800 Seiten starken Roman zu lesen. Die sich anschließende Diskussion erbrachte verständlicherweise kein Patentrezept, jedoch eine durchaus interessante Diskussion über Ursachen und mögliche Lösungsansätze.

    Insgesamt, so muss ich für mich persönlich feststellen, war der Abend außerordentlich bereichernd, zumal ich das Buch bereits gelesen hatte. Ich habe die Lesung durch den Autor als sehr angenehm empfunden, und dabei neben seiner anerkannten Kompetenz vor allem auch seine Hintergrunderläuterungen geschätzt. Am Ende der Lesung nahm er sich Zeit, einige Bücher zu signieren und dabei erneut auf Fragen einzugehen.

    Herr Böttger beschloss den gelungenen Abend mit dem Dank an Herrn Kesting sowie einem Hinweis auf eine bis zu jenem Tage zu besichtigende Ausstellung einiger Werke des Künstlers Otto Pankok, die in den Räumen der Buchhandlung zu besichtigen seien.

    Soweit mein Resümee dieser Veranstaltung. Viele Grüße!

    Thomas Kempken

  • Rundbrief Nr. 51

    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    während meines Aufenthalts bei den Hellenen wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß sich für den Vortrag von Frau Dr. Bensch im Hause von Volker Schlegel zum Thema „Thomas Manns Goethe-Rezeption“ noch sehr wenige Personen ange- meldet haben. Es wäre sehr schön, wenn wir den beiden ein volles Haus bescheren könnten, damit diese Eigeninitiative von Vereinsmitgliedern auch Schule macht.

    Daher hier nochmals in fett gedruckt: Der Vortrag findet statt am:

    Freitag, den 19.Mai um 19.00 Uhr in Bonn-Röttgen, An den Eichen 33.

    Sie können sich entweder bei mir, oder besser direkt bei Herrn Schlegel anmelden, damit er rechtzeitig „Halt!“ rufen kann, wenn sein Wohnzimmer voll ist: vschlegel2003@aol.com.

    Zudem darf ich Ihnen mit großer Freude noch folgende Mitteilung machen:

    Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete unser Vereinsmitglied Prof. Dr. Hermann Dechant mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus. Im Namen des Ortsvereins habe ich ihm bereits unsere Glückwünsche übermittelt.

    Im letzten Rundbrief berichtete ich von der Anfrage von Frau Krumstroh und ihrem Vibraphonisten Oli Bott zu deren Literaturkonzert mit dem Titel: „Die Buddenbrooks und die Musik“. Zur Finanzierung einer Einladung sind inzwischen 260.-Euro an Spenden eingegangen. Ich werde mit den Vorstandskolleginnen beraten, wie wir hier weiter verfahren.

    Eine Frage in die Runde: Hanjo Kesting war vergangenen Freitag zur Buchvorstellung von „Thomas Mann – Glanz und Qual“ in der Buchhandlung Böttger. Kann jemand von dem Abend berichten?

    Feuilleton

    Im Feuilleton meines letzten Rundbriefs zu Heinrich Heine berichtete ich ihnen von dem österreichisch-jüdischen Buchhändler und Verleger Martin Flinker und dessen 1955 zum 80.Geburtstag erschienene‚ Hommage de la France à Thomas Mann‘. Ich konnte mir das Buch für nur 20.- Euro antiquarisch besorgen.

    Es ist erstaunlich, was jener Marton Flinker auf die Beine gestellt hat, wie gut er ver- netzt war. Das Buch enthält Texte von Albert Schweitzer, Robert Schumann, Jean Cocteau, dem jungen Pierre Boulez und vielen anderen mehr, und die lange Liste der Gratulanten enthält Namen wie Chagall und Genet, Camus und Sartre! Gelesen habe ich bislang noch wenig. Mir scheint, alle Gratulanten versuchten, einen dem Jubilar angemessenen Ton anzuschlagen. Nun meine Idee: Ich hielte es für ein ver- dienstvolles Projekt unseres Ortsvereins, wenn wir diese Schrift, die im Original nur 1000 Mal gedruckt worden ist, zum 150.Geburtstag Thomas Manns in einer deutschen Ausgabe vorlegen könnten. Neben der Übersetzungsarbeit sind sicher vielfältige Recherchen zum Inhalt und den einzelnen Autoren notwendig. Auch ich werde mein Schulfranzösisch mächtig in Schwung bringen müssen, um ein paar Texte mit Hilfe von Herrn Langenscheidt und meiner Ulrike ind Deutsche zu übertragen. Ohne ein Team von Frankophilen ist das nicht zu leisten. Wer sähe sich in der Lage, diesem Team beizutreten?

    In der Hoffnung, sie bei Herrn Schlegel zu treffen grüßt Sie herzlich Ihr Peter Baumgärtner

  • Rundbrief Nr. 50



    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    wie vielfach gewünscht beginne ich mit Hinweisen auf die nächsten Veranstaltungen:

    Zunächst mit einem vereinsinternen Abend, einem Vortrag eines Mitglieds unseres Ortsvereins im Hause eines anderen: Am 19. Mai wird Frau Dr. Bensch im Hause von Volker Schlegel in Röttgen uns zum Thema „Thomas Manns Goethe-Rezeption“ referieren. Ich bin sehr froh über diese Eigeninitiative! Natürlich ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Da ich über den Monatswechsel von April zu Mai verreist bin, bitte ich Interessierte, sich möglichst unmittelbar bei Herrn Schlegel anzumelden. Die Liste der öffentlich gemachten Adressen werde ich im Nachgang separat versenden. Im Zweifel kann auch ich eine Anmeldung weiter leiten. Herrn Schlegel bestimmt, wenn sein Wohnzimmer voll ist.

    Und auch die zweite Veranstaltung, die ich ankündigen möchte, wird von einem Vereinsmitglied bestritten:

    Frauke May-Jones wird am 23.Juli 2023 im Woelfl-Haus uns einen Tristan- Abend präsentieren.

    Die Opern- und Konzertsängerin und Sprecherin wird zusammen mit Philip Stemann (Theaterregisseur, Autor, Sprecher) die Erzählung „Tristan“ lesen und mit viel Musik begleiten! Auszüge aus Wagners „Tristan“, der „Walküre“, seinen „Wesendonck– Liedern“ (eingesungen von Frauke May-Jones) und Klaviermusik Chopins, werden die Lesung musik-dramatisch ergänzen.

    „Es war die Zeit der Maienblüte meiner Begeisterung für das „“Opus metaphysicum“ (Tristan und Isolde),(…). Aber Musikbeschreibung war immer meine Schwäche (und Stärke?)“….so Thomas Mann 1953.

    In seinem schon 1901 dem Bruder Heinrich angekündigten Plan einer „Burleske“ mit dem Titel „Tristan“, wird Thomas Mann, wie später noch so oft „(…) so viel Musik machen, als man ohne Musik füglich machen kann“. Gleichzeitig tiefernst in der vorm geistigen Ohr erklingende Musik der Burleske und ironisch, wenn sie schweigt, folgt er Nietzsches Forderung, die Mythen Wagners ins Bürgerliche zu übersetzen. Eine Literarisierung der Musik Wagners im dichten Gewebe von Manns Worten.

    Die Veranstaltung wird wie üblich im Woelfl-Haus auch gestreamt. Weitere Details folgen in den nächsten Rundbriefen.

    Auf die Buchvorstellung von Hanjo Kesting in der Buchhandlung Böttger von „Thomas Mann – Glanz und Qual“ am 5. Mai 2023 weise ich gerne noch einmal hin. Ich erinnere mich gut an Kestings eindrucksvollen Vortrag im Jahre 2016, den man im Nachhinein als Vorbereitung zu „Glanz und Qual“ ansehen kann. Ich hatte damals eine Zusammenfassung seines Vortrags geschrieben und ihn gebeten, diese vor der Veröffentlichung durchzulesen. Dies tat er gerne und antwortete ausführlich. Unseren damaligen Briefwechsel können Sie auf unserer Homepage unter der Rubrik „Geschichte“ nochmals nachlesen. Und da ich ihn am 5.Mai urlaubsbedingt nicht persönlich treffen werde, fragte ich ihn vorweg, ob wir denn noch eine nachgereichte „Werkfahrt“ zum Doktor Faustus erwarten können, da er diesem Roman in „Glanz und Qual“ kein „schlankes“ Essay gewidmet hat. Er antwortete mir bündig, daß er im Musikkapitel zu diesem Thema das Notwendige gesagt habe und er sich sehr freue, mal wieder in Bonn vortragen zu können.

    Zudem erreichte mich eine sehr interessante Anfrage: die Schauspielerin Johanna Krumstroh und der Vibraphonist Oli Bott haben im Auftrage des Literaturbüro OWL in Detmold ein Literaturkonzert entwickelt, das sie unter dem Titel: „Die Buddenbrooks und die Musik“ vorstellen. Es wurde dort bereits mit

    großer Resonanz aufgeführt (anbei eine Pressemeldung und Konzertskizze). Frau Krumstroh schreibt:

    Die Musik im Hause Buddenbrook spielt zuweilen eine große Rolle. Die Charaktere werden durch sie gezeichnet – durchaus amüsant, wie der Herr Organist Edmund Pfühl – oder mit geheimnisvoller Ausstrahlung, wie Gerda mit ihrer Stradivari.

    Die Musik ermöglicht ein innigliches, fast wortloses Verstehen zwischen Gerda, Hanno und dem Herrn Organisten von Sankt Marien, doch sie zeigt ebenso die tiefen Abgründe zwischen Gerda und Thomas. Es ist ein Abend voller überraschender Wendungen.

    Ich antwortete ihr sogleich, daß wir sie natürlich gerne einladen würden, sofern die Finanzierung geregelt ist.

    Der Abend mit ihr wird uns in Summe fast 2.500.- Euro kosten, ein voller Woelfl-Saal samt Streaming-Tickets bringt uns mit Glück 1.500.- Euro Einnahmen. Es gilt also Spender und Sponsoren zu finden, damit das Manko zu Lasten unserer Vereinskasse überschaubar bleibt. Die ersten 60.- Euro habe ich durch einen privaten Bücherverkauf schon in die Sammelbüchse eingezahlt. (www.johannakrumstroh.de)

    Ans Ende der Veranstaltungshinweise setze ich nochmals den Link zum Thomas-Mann- Festival in Bad Tölz: Thomas Mann Festival – Thomas Mann in Bad Tölz – Kunst & Literatur – Entdecken (bad-toelz.de)

    Nun noch „amtliche“ Nachrichten: Die Änderung im Vereinsregister ist vollzogen, zur Änderung der Zeichnungsberechtigung unseres Kontos verlangt die Sparkasse aus unergründlichem Anlaß neben der Kopie des Ausweises von Frau von Hoerschelmann auch jene von Frau May-Jones – aber auch das ist erledigt und der Vorgang somit bald abgeschlossen. Vor meinem Urlaub will ich noch das Thema Gemeinnützigkeit angehen.

    Aus der Mitgliederschaft erreichte mich noch die Frage, weshalb es denn keine Flyer unsers Ortsvereins mehr gäbe? Nun, weil diese sich nicht alleine machen. Zum Beginn meiner Vorstandschaft gab ich einen in Druck, es kam Covid, sie landeten im Papiermüll. Ein Flyer bedingt, daß man die Veranstaltungen ein Jahr im voraus fixiert. Ich bin froh, daß wir nun wieder langsam in Takt kommen. Mehr ist von meiner Seite nicht leistbar. Wir bleiben somit auf elektronische Kommunikationsmittel angewiesen.

    Feuilleton

    Wenn Heinrich Heine, wie in den ersten Zeilen des letzten Kapitels von „Die Bäder von Lucca“, seinen „lieben Lesern“ mitteilt, daß er diesen „in den nächsten Seiten nicht viel Unterhaltung versprechen“ kann, dann ahnten diese seine Leser schon, daß er vielleicht vom Thema abschweifen, aber Unterhaltung reichlich bieten würde. So will ich es heute auch halten, in dem ich Ihnen vieles über Heinrich Heine berichte, aber mich auch mit der Frage beschäftige, wie sehr Thomas Mann aus dem tiefen Brunnen namens Heine schöpfte. Angeregt hierzu wurde ich durch die Lektüre von Lew Kopelews großartiger Heine-Biographie, einem wunderbaren Dokument der Verbundenheit der Kulturen von Rußland und Deutschland jenseits aller Barbarei in Geschichte und Gegenwart.

    Man mag zunächst den Eindruck haben, daß es sich bei Thomas Mann und Heinrich Heine um zwei grundverschiedene Persönlichkeiten gehandelt hat, kennt man letzteren doch in erster Linie als Romantiker, Polemiker und hemmungslosen Schürzenjäger. Diese unbändige Lust nach dem Weibe war Mann bekanntlich nicht gegeben, aber in der Kunst, die Schönheit des Leibes zu besingen, standen sich die beiden in nichts nach. Bei Mann ist der Ton stets etwas verklärter, denkt man an den jungen Joseph, träumend am Brunnen; Heine packt da kräftiger zu, so in seinem „Hohelied“:

    Fürwahr, der Leib des Weibes ist Das Hohelied der Lieder;

    Gar wunderbare Strophen sind Die schlanken weißen Glieder.

    Versenken will ich mich, o Herr, In seines Liedes Prächten;

    Ich widme seinem Studium Den Tag mitsamt den Nächten.

    Zudem scheinen mir die politischen Spannungen, die Heine miterlebte und kommentierte, sich in den Diskussionen zwischen Settembrini und Naphta zu spiegeln, und somit auch im Wesen der beiden Dichter, die das bürgerliche Bohèmeleben genossen und gleichzeitig spürten, wie wenig haltbar die sozialen und politischen Zustände ihrer Zeit gewesen waren. Heine war befreundet mit Balzac und Meyerbeer, aber eben auch mit Marx und Engels. Marx sah in ihm einen väterlichen Freund, den es zu bekehren galt – allein Heine blieb auf Distanz zu dessen Theorien. Wenn es zu einer Revolution käme, so mutmaßte er Marx gegenüber, müßte man die Guillotine mit einer Dampfmaschine betreiben. Diese Ahnung hat spätestens Stalin wahrgemacht.

    Der Humor, die Ironie der beiden war fraglos verschieden, aber als unverzichtbares „Lebensmittel“, als Schutzschirm gegen die Widrigkeiten der Welt war beiden die ironische Distanz lebensnotwendig. Heine behielt seinen Humor auch in den letzten acht Jahren seiner Matratzengruft, aus der er in jedem lichten Moment noch seine verbalen Giftpfeile abschoß, in der er die fürsorgliche Liebe seiner Mathilde genoß und es dennoch nicht unterließ, einem jungen Ding, Elise Krinitz mit Namen, sehnsüchtige Liebesbriefe zu schreiben. Einem gelähmten Gerippe von Mann, der nur noch mit Mühe ein Auge aufbekam, gelang es, diese junge Frau zu häufigen Besuchen zu bewegen und ihn bis in seine letzten Tage hinein mit ihrem Anblick zu erfreuen! Chapeau! Und auf die Aufforderung am letzten Tag, er möge seine Angelegenheiten mit Gott ins reine bringen, antwortete er: „Keine Angst, Gott wird mir verzeihen. Das ist sein Metier.“

    Als ich dies las, ich glaube, da begunnen meine Augen zu tropfen…

    Um es mit Thomas Mann alias Serenus Zeitblom zu sagen: Bitte erlauben Sie mir, wieder neu ansetzen zu dürfen: Wir können heute nicht mehr ermessen, wie ungeheuer populär Heine im 19. Jahrhundert gewesen war. Er war jedenfalls in „aller Munde“! In jenen der sehnsüchtig von einer blonden Loreley träumenden Männer, die im Chor gemeinsam im Rhein versanken, als auch in den Mündern der Marxisten, die den väterlichen Freund von Karl Marx für den Kommunismus einnehmen wollten. Allein, dieser freie Geist ließ sich nicht fangen und wurde in seiner Tiefe nur von anderen freien Geistern begriffen – wie von dem jungen Thomas Mann. Schon in der Schülerzeitung legt er sich für ihn ins Zeug, nachdem ein gewisser Herr Scipio im Berliner Tageblatt Heine als ›guten Menschen‹ darzustellen versuchte – trotz dessen lockeren Lebenswandels. „Aber bleibt mir nur vom Leibe mit diesen sogenannt ›guten Menschen‹, deren Gutheit aus praktischem Lebensegoismus und christlicher Moral mit möglichster Inkonsequenz zusammengestückt ist.“ So Thomas Mann in dem herzerfrischenden Artikel von 1893. Scipio versucht Heine als guten Protestanten und guten Patrioten in das neue Deutsche Reich einzugemeinden, was Thomas Mann in Harnisch treibt:

    Heinrich Heine, mein lieber Herr Doktor, bewunderte Napoleon, trotzdem er ein geborener Deutscher war, und er bewunderte Luther, trotzdem er kein Protestant war.“ Und am Ende des Artikels: „Nein, Heinrich Heine war kein ›guter‹ Mensch. Er war nur ein großer Mensch. – Nur …!“

    Fünfzehn Jahre später veröffentlicht er eine „Notiz über Heine“ (1908), in der er bekennt, das Buch über Börne am meisten zu lieben. Darin finde sich nicht nur die genialste Prosa bis Nietzsche, er bekennt sich auch zu einer Geistesverwandtschaft mit Heine, zu einer Nähe in der schriftstellerischen Haltung zu ihrem jeweiligen Gegenstand: „Ach, nur wer das selig zerstreute Lächeln versteht, mit dem er den Freunden, die ihm warnend die menschliche, persönliche, politische Anstößigkeit des Buches vorhielten, zur Antwort gab: ›Aber ist’s nicht schön ausgedrückt?‹“ Da ist Thomas Mann ganz bei Heine: zwei Jahre zuvor notierte er in „Bilse und ich“: „Wenn ich aus einer Sache einen Satz gemacht habe – was hat die Sache noch mit dem Satz zu tun?“ Die Kunst hatte bei beiden Vorrang vor allen übrigen Dingen des Lebens.

    Thomas Mann hatte ‚seinen‘ Heine stets parat, war ihm immer Referenzgröße oder Kronzeuge, sei es in Texten über Fontane (Der alte Fontane, 1919), Chamisso (1911), Bruno Frank (Politische Novelle, 1928), Lessing (Rede über Lessing, 1929), in seiner Rede über das Theater in Heidelberg 1929. In einem Text über Dostojewski (Dostojewski – in Maßen, 1946) über die Unmöglichkeit der Selbstbiographie, und über Bernhard Shaw (1951). Selbst in den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ (1918) versucht er mehrfach, Heine in seine krause Argumentation einzugliedern, vergleicht Heine unausgesprochen mit Bruder Heinrich, aber eine rechte Logik ist nicht zu erkennen.

    In einem Artikel für die Frankfurter Zeitung 1924 zum fünften Jahrestag der Weimarer Verfassung äußert sich der noch zaudernde Demokrat Thomas Mann dennoch hoffnungsvoll zur Zukunft des „Pergaments von Weimar“, indem er sich neben Heine auf Nietzsche beruft, der in wohlmeinender Ironie meinte: „… der Deutsche, der von sich behaupte: »Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust« bleibe hinter der Wahrheit um einige Seelen zurück…“

    Den erbitterten Streit zwischen August von Platen und Heine versuchte Thomas Mann quasi posthum zu schlichten. In seinem Text „August von Platen“(1930) weist er nach:

    „Er [Platen] war ein politischer Dichter, wie Heine es sich nur wünschen konnte.“ Den Grund des Zerwürfnisses der beiden Dichter benennt Mann nur in Andeutungen. Kurz zusammengefaßt: Karl Immermann (Münchhausen!), der Freund Heines, hatte eine spöttische Ode über die Orientmode im Allgemeinen und über die Dichtung Platens im Besonderen verfaßt. Dieser rächte sich mit dem Theaterstück „Der romantische Ödipus“, in der er Heine als Herr Nimmermann auftreten läßt, bezeichnete ihn als „herr- lichen Petrark des Lauberhüttenfestes“, unterstellte ihm „Synagogenstolz“ und dichtete ihm „Knoblauchsgeruch“ an. Auf solch antisemitische Klischees folgte Heines brutale Rache, in dem er seinem Reisebild „Die Bäder von Lucca“ zwei völlig unpassende (nicht viel Unterhaltung versprechende – siehe oben) Kapitel eben über Platen anhängt: Mithin die bösartigste (und schönste) Satire, die ich von Heine bislang gelesen. Es beginnt damit, daß er Platens Homosexualität öffentlich macht und ihn mehrfach seinen „warmen Freund“ nennt. Doch Heine beläßt es nicht dabei. Auch über dessen Dichtkunst macht er seine Späße. Dies gipfelt in folgendem, fraglos erfundenen Dialog: »Strenge Kritiker, die mit scharfen Brillen versehen sind, stimmen ein in dieses Urteil oder äußern sich noch lakonisch bedenklicher: „Was finden Sie in den Gedichten des Grafen von Platen-Hallermünde?“ frug ich jüngst einen solchen Mann. „Sitzfleisch!“ war die Antwort. „Sie meinen in Hinsicht der mühsamen ausgearbeiteten Form?“ entgegnete ich.

    „Nein“, erwiderte er, „Sitzfleisch auch in betreff des Inhalts.“«

    Beide, Heine und Platen, mußten für ihre in der Öffentlichkeit ausgetragene Schlammschlacht bezahlen: Platen wagte sich nicht mehr zurück nach Deutschland, starb jung in Syrakus, und Heines Bewerbung um eine Professur in München wurde endgültig abgewiesen und er mußte sich weiterhin von seinem reichen Onkel aushalten lassen. So weit zu den Dingen, die Thomas Mann nicht erwähnte – aber sicherlich wußte.

    Im „Lebensabriß“ (1930) erinnert er sich an seine ersten Bildungserlebnisse, unter anderen „auch der Vergötterung Heine’s um die Zeit, da ich meine ersten Gedichte schrieb.“ In „Das Bild der Mutter“ (1930) gedenkt er in erster Linie seiner musikalischen Frühbildung und seines Staunens über die musikalisch-lyrische Verschmelzung gerade auch der Verse von Heine durch Schubert, Silcher, Liszt und viele andere.

    In einem Brief an den Literaturhistoriker und Lektor des S. Fischer-Verlags (und Schiegersohn Albert Einsteins) Dr. Rudolf Kayser, der schon in die USA ausgewandert war, zitierte er am 1. November 1933 den Vers „Denk‘ ich an Deutschland in der Nacht…“ unter Verzicht der Namensnennung des Autors und der nächsten Zeile: Man wußte, was die Stunde geschlagen hatte.

    Im Sommer 1939 bereitet er in Stockholm eine umfassende Rede vor mit dem Titel

    „Das Problem der Freiheit“, die er dann aufgrund des Kriegsausbruchs nicht mehr halten kann. Goethe ist ihm darin häufig Gewährsmann, aber eben auch wieder Heine, dessen Blick auf die französischen Zustände ihn besonders interessieren und dessen entspannte Haltung er auch bewundert, wohl auch deswegen, weil ihm Heines Lockerheit fehlt, „der, nach seiner Art, den Gefühlszwiespalt spielerisch genießt, den die Liebe zum Schönen, zum Künstlertum, und die humanitär-zukunftsgläubige Bejahung der neuen demokratisch-sozialen Welt ihm erregen.“

    Im November 1939 lädt Thomas Mann Albert Einstein zu einer Lesung in sein damaliges Zuhause in Princeton ein: Erhat einen Rezitator eingeladen, gleichfalls Emigrant aus Deutschland, Freund von Elias Canetti: Ludwig Hardt – er liest Heine und Goethe…

    In „Die Entstehung des Doktor Faustus“ bekennt er gleich zweimal, während der Arbeit viel Heine gelesen zu haben, einmal in Bezug auf Moses und die Darstellung des alten Joseph, bei der er sich eher das Bild Heines von Moses zum Vorbild nahm und nicht den steingewordenen Helden von Michelangelo, sondern von „Michelangelo selbst, um ihn als mühevollen, im widerspenstigen menschlichen Rohstoff schwer und unter entmutigenden Niederlagen kämpfenden Künstler zu kennzeichnen.“

    In der Korrespondenz mit verzweifelten Exilanten findet Thomas Mann immer wieder tröstliche Verse von Heinrich Heine; so zum Beispiel im Brief an Ellen Fischer (1949), deren Mann, Schriftsteller, von Selbstabschaffungsplänen geplagt ist. So sind „Die heil’gen drei Könige aus Morgenland“ auch nichts anderes als Flüchtlinge, die einen anderem Flüchtling suchen:

    Der Stern blieb stehn über Josephs Haus, Da sind sie hineingegangen;

    Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie, Die heil’gen drei Könige sangen.

    Noch in einem der letzten Briefe Thomas Manns zitiert er Heinrich Heine. Er ist gerichtet an den österreichisch-jüdischen Buchhändler und Verleger Martin Flinker, der nach schlimmen Jahren der Vertreibung auf der Flucht zusammen mit seinem Sohn in Paris einen hoch angesehenen Buchladen eröffnete. Zum 80. Geburtstag von Thomas Mann gab er eine ‚Hommage de la France à Thomas Mann‘ heraus, für die sich dieser im Brief überschwänglich bedankt und mit den Worten endet: „…und wenn ich sterben werde, so will ich zwar nicht, wie Heine’s napoleonischer Grenadier „in Frankreichs Erde“, sondern in schweizerischer, begraben sein, aber wie jener werde ich sprechen:

    Das Ehrenkreuz am roten Band Sollt ihr aufs Herz mir legen.

    Bis in seine letzten Tage hatte Thomas Mann seinen Heinrich Heine präsent. Jeder der erwähnten Texte verdiente eine eingehende Betrachtung, und führt uns zu einem weiteren breiten Kapitel: Thomas Manns ambivalente Haltung zu Frankreich, seinen Wechsel vom Freund von Sprache und Literatur zum Kriegsbefürworter, und zurück zum Mann der Verständigung, zum großen Bewunderer – aber das ist ein weiteres Kapitel der Recherche.

    Thomas Mann, so scheint es mir, schaute sein Leben lang mit bewundernden und auch etwas neidvollen Blicken auf sein stets so frei agierendes Vorbild. Einen Beleg dafür habe ich nicht, einen Hinweis vielleicht, mit dem ich enden möchte, mit den letzten Zeilen des Vorworts zu „Bilse und ich“: „Für viele zu stehen, indem man für sich steht, repräsentativ zu sein, auch das, scheint mir, ist eine kleine Art von Größe. Es ist das strenge Glück der Fürsten und Dichter. München am 50.Todestage Heinrich Heine’s

    (Den vielfach falsch gesetzten Apostroph bitte ich in aller Form zu entschuldigen) Beste Grüße Ihr Peter Baumgärtner

  • Rundbrief Nr. 49



    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    ich muß diesen Rundbrief leider mit einer traurigen Nachricht beginnen: Der Rat der Stadt Lübeck hat am Donnerstagabend den Um- und Erweiterungsbau des Buddenbrookhauses gestoppt. Das von einer internationalen Jury zurecht vorzüglich bewertete architektonische Konzept, das inzwischen mit den Ausstellungsmachern fein abgestimmt war, wurde von einer aus meiner Sicht selbstherrlichen Denkmalpflege torpediert. Dies brachte eine Verzögerung eines möglichen Baubeginns von zwei Jahren mit sich, damit eine erhebliche Kostensteigerung und landete nun zu Wahlkampfzeiten nochmals vor dem Rat der Stadt mit dem genannten Ergebnis. Unser Vorstand im Verbund mit allen Lübecker Museen stemmte sich mit einer umfangreichen Presseerklärung gegen die drohende Niederlage im Rat – leider vergebens. Nun ist man wieder bei null.

    Die Kulisse von Weltliteratur wird noch viele Jahre mit verklebten Fenstern dastehen. Es ist wie ein Bonn ohne Beethovenhaus. In Pacific Palisades hat man das Thomas-Mann-Haus sorgfältig restauriert, in Nida in Litauen ist das Ferienhäuschen der Manns der Zwischenkriegsjahre zu einem kleinen Museum geworden und in Bad Tölz wird im Mai rings um das erste Ferienhaus der Familie Mann ein hoch interessantes Festival stattfinden. Im dortigen Stadtmuseum hat man ein Thomas-Mann-Zimmer eingerichtet und auch im unweit gelegenen Polling, im „Pfeiffering“ aus dem Doktor Faustus, ist man stolz auf seinen zeitweiligen Gast und auf die Erwähnung in großer Literatur. In Lübeck hingegen sägt man an einem kräftigen Ast, auf dem man sitzt. Gehen Sie auf die Seite von Bad Tölz, gönnen Sie sich ein paar Frühlingstage im Voralpenland. Hier der entsprechende Link:
    Thomas Mann Festival – Thomas Mann in Bad Tölz – Kunst & Literatur – Entdecken (bad-toelz.de)

    Feuilleton
    Schon kurz zuvor, am 5. Mai 2023 wird Hanjo Kesting in der Buchhandlung Böttger in der Maximilianstraße in Bonn sein neues Werk „Thomas Mann – Glanz und Qual“ vorstellen. Merken Sie sich diesen Termin vor, melden Sie sich rechtzeitig an. Das Buch ist ein fulminant gutes Werk, ganz großartig in seiner Prosa, mit einer kritischen Distanz zu Thomas Mann und vor allem auch zu sich selbst. Kesting bekennt, daß er in studentenbewegten Jahren und zum Beginn seiner Tätigkeit für den NDR vor 50 Jahren Mann sehr kritisch gegenüberstand. Er lotet die Untiefen Thomas Manns und seiner Kunst aus, lobt, was es zu loben gilt, und stellt nüchtern dar, was es zur Befremdung Anlaß gibt, die Kälte insbesondere zu seinen Nächsten. Die Kapitel über dessen Verhältnis zu Heinrich und Klaus darf man niemandem zu lesen geben, den man von Thomas Mann begeistern will. In den letzten beiden Kapiteln durchläuft Kesting die Tagebücher, stellt immer wieder die verzweifelten Notate darin der gerade entstehenden literarischen Produktion entgegen – Glanz und Qual liegen nahe beieinander.

    Ein mir bislang noch unbekannter Schweizer Autor namens Rudolf Jacob Humm begegnete mir bei der Lektüre. Über dessen 1935 erschienen Roman „Die Inseln“ geriet Hermann Hesse ins Schwärmen:

    „Humm beschwört die Mythen seiner Kindheit und Herkunft … Wer sie in sich einläßt, für den wird dieses seltsam spiegelnde Mosaik von Erinnerungsfragmenten nicht nur vollkommen wahr und lebendig, sondern es verliert auch seinen privaten auch seinen privaten Charakter…“ Mir gibt es darin zu viel Kunstwollen, zu viel Glasperlenspiel zwischen Traum und Wirklichkeit.

    Jener Rudolf Jakob Humm fragte nach dem Erscheinen von „Der Erwählte“ bei Thomas Mann an, was für ein Glaube in seinem Schrank verstaut sei, und dieser antwortete in einem Brief vom 21.11.1953: „Ich glaube an das Gute und Geistige, das Wahre, Freie, Kühne, Schöne und Rechte, mit einem Wort an die souveräne Heiterkeit der Kunst, dieses großen Lösungsmittels für Haß und Dummheit.“

    So viel des Gegenwartsbezugs für heute. Es grüßt herzlich Ihr Peter Baumgärtner

  • (Kurz-) Rundbrief Nr. 48 + Anlage Lew Kopolew 



    Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

    dieser Rundbrief möge in erster Linie daran erinnern, daß kommenden Freitag, den 10.Februar um 19.00 Uhr unsere nächste Veranstaltung im Woelfl-Haus stattfindet. Frau Haider-Dechant wies mich darauf hin, daß im Saal noch Plätze frei sind, im Netz noch unendlich viele.

    Der Abend wurde zwar unter der Federführung des Richard-Wagner-Verbands konzipiert, unser Ortsverein ist aber im gleichen Maße Mitveranstalter und somit am monetären Gewinn oder Verlust der Veranstaltung beteiligt.

    So viel zu den profanen Dingen. Die Erinnerung an diesen 10.Februar 1933, der den Wendepunkt im Leben Thomas Manns einläutete, sollte für uns alle von Interesse sein. Mit seiner Rede „Leiden und Größe Richard Wagners“ in München befreite er sich von der Umklammerung der deutschnationalen Rechten und trug sich die Feindschaft der Nationalsozialisten ein. Thomas Mann mußte mit seiner gesamten Familie ins Exil, um der Todfeindschaft der Geistlosen zu entgehen.

    Ich freue mich auf den Pianisten Georgy Voylochnikov und die Lesung von Bernt Hahn, diesen außerordentlichen Vermittler von Poesie und Prosa, weshalb ich auch gerne für seine Aktivitäten für das Lew Kopelew Forum Werbung mache. Bitte beachten Sie daher den Anhang. Details zum Abend im Woelfl-Haus finden sie unter folgendem Link, über den Sie sich anmelden bzw. einen Streamingzugang bekommen können:

    Woelfl-Haus Bonn – Thomas Mann: Leiden und Größe Richard Wagners (woelflhaus.de)

    Unsere Jahresmitgliederversammlung hat am 23. Januar mit reger Beteiligung stattgefunden. Hier nur ganz kurz: Der Vorstand wurde in seiner bisherigen Zusammensetzung bestätigt, Herr Prof. Büning-Pfaue trat, wie angekündigt, nicht mehr an. Das Protokoll alles Weitere in Kürze in einem internen Rundbrief.

    Feuilleton

    Angeregt durch Hanjo Kestings „Glanz und Qual“ widmete ich mich mal wieder einem Buchtipp von Thomas Mann. Im Kapitel über die Buddenbrooks gibt Kesting den Hin- weis auf Manns 1926 gehaltene Rede „Lübeck als geistige Lebensform“, in der er bekannte: „Da geschah es, daß ich …, einen französischen Roman, die Renée Mauperin der Gebrüder Goncourt, las und wieder las, mit einem Entzücken über die Leichtigkeit, Geglücktheit und Präzision dieses in ganz kurzen Kapiteln komponierten Werkes, einer Bewunderung, die produktiv wurde und mich denken ließ, dergleichen müsse doch schließlich auch wohl zu machen sein…“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Ich verschlang diesen Roman mit großem Vergnügen, sah auf jeder Seite Sätze, die Thomas Mann sicherlich schmunzeln ließen, Sätze, die klingen, wie von Thomas Mann abgeschrieben, obwohl es just umgekehrt war. Selbst das Thema, der Versuch der Verheiratung einer störrischen und selbstbewußten Tochter, kommt uns sehr bekannt vor. Die ersten drei Viertel erinnerten mich in ihrer Leichtigkeit auch an Tucholskys „Schloß Gripsholm“, bevor bei Renée Mauperin der Tod anklopft und von den Brüdern Goncourt auf den letzten vierzig Seiten ihr Sterben geschildert wird, genau, distanziert und eindrücklich, in einem Stil der Darstellung, der in allen Belangen an die Sterbeszenen in den Buddenbrooks erinnert. Das Buch war eine Entdeckung für mich und der Gedanke ließ mich schmunzeln, daß Thomas Manns Welterfolg quasi auf den Schultern eines Zivilisationsliteraten entstanden war.

    Gönnen auch Sie sich das Lesevergnügen.

    Ich verbleibe mit besten Grüßen, herzlich Ihr Peter Baumgärtner

    Anlage Lew Kopolew

    LEW KOPELEW FORUM
    Do., 9.02.23, 19.00 Uhr

    Bernt Hahn liest „Die Dämonen“ von Fjodor Dostojewskij

    (in anderer Übersetzung „Böse Geister“)

    Teil 14

    WEITERE TERMINE:

    2.03, 23.03 und 13.04 jeweils um 19.00 Uhr

    Präsenz und Online

    In Zusammenarbeit mit M. Lengfeld‘sche Buchhandlung, Köln

    Bernt Hahn ist freiberuflicher Schauspieler und Sprecher. Neben seinen zahlreichen Hörbüchern mit Texten von u.a. Alexander Puschkin, Joseph Roth, M. Gandhi und Bruno Schulz hat er „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust und „Jahrestage“ von Uwe Johnson in öffentlichen Lesungen vollständig vorgetragen.

    Das Buch: https://www.fischerverlage.de/buch/fjodor-dostojewskij-boese-geister-9783596907311

    © Fjodor M. Dostojewskij „Böse Geister “ (Übersetzung: Swetlana Geier).

    Leserechte mit freundlicher Genehmigung der S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.

    Eintritt frei. Um eine Spende zugunsten Kulturschaffender in der Ukraine wird gebeten.

    Um an der Veranstaltung online teilzunehmen, melden Sie sich bitte unter dem folgenden Link an (einmalige Anmeldung für alle Lesungen):

    https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZItf-qvqjkjGdZNh_QZUVq3X3ENjkijKRXW

    Nach der Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail mit Informationen über die Teilnahme am Meeting.

    Die Veranstaltung wird live auf unserem YouTube-Kanal übertragen: https://www.youtube.com/c/LewKopelewForum

    Mit freundlichen Grüßen

    Lew Kopelew Forum

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