Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

ich hatte im März, im Rundbrief Nr. 24, auf die Neuerscheinung des Buchs von Dr. Peter Lange hingewiesen ‚Prag empfing uns als Verwandte‘ und darin meinen sehr positiven und gewinnbringenden Eindruck geschildert. Um Ihnen das Nachlesen zu vereinfachen, habe ich diesen Rundbrief in Gänze nochmals angehängt. Nun ist es mir gelungen, Herrn Lange für den 10. September nach Bonn einzuladen. Er verlangt keine Gage, aber ich ersetze ihm die Spesen. Ich lud ihn ein ins Rheinhotel Dreesen mit Blick auf den Petersberg, beides Orte, an denen im Jahr 1939 der fatale Verrat an der damals letzten Demokratie im Osten Europas begangen wurde, was die neu gewonnen Pässe der Familie Mann wieder wertlos machte. Herr Dr. Lange wird uns – bei hoffentlich schönem Wetter am frühen Abend, 18.00 Uhr, sein Buch in einem circa halbstündigen Vortrag vorstellen. Dieser sollte hinreichend viele Anknüpfungspunkte bieten für ein lebendiges Gespräch im Anschluß, sicher auch über das aktuelle literarische Leben in der Tschechei, über die Rezeption deutscher Literatur im Allgemeinen und jene der Familie Mann im Besonderen. Nun ergab es sich, daß just in der vergangenen Woche das WDR-3-Zeitzeichen „Thomas Mann wird Tschechoslowake“ zum Thema hatte. Herr Dr. Lange ist mit wichtigen Wortbeiträgen mit von der Partie. Sie können die Sendung in der WDR-Mediathek anklicken – ein sehr hörenswerter Beitrag:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-einbuergerung-thomas-mann-100.html
Noch nicht abschließend geklärt ist der Veranstaltungsort. Herr Dr. Lange wird uns auch Bilder mitbringen. Bei einer sehr überschaubaren Anzahl von Teilnehmern, könnte man diese auf einem Laptop im teilweise überdachten Kastanienhof des Hotel Dreesen präsentieren. Sollten sich mehr als zehn Interessierte melden, müssen wir in einen Saal ausweichen und uns mit den Covid-Regeln auseinandersetzen. Ob dies im Dreesen möglich sein wird, muß ich noch klären. Von großer Wichtigkeit dabei ist, daß ich sehr kurzfristig, und zwar bis spätestens zum 28.8., verbindliche Anmeldungen bekomme.
Später eingehende Bekundungen kann ich ggf. nicht mehr zusagen. Diese Pandemie zwingt zu unhöflichen Gesten.
Die Veranstaltung mit Prof. Norbert Oellers zu Bert Brecht und Thomas Mann wird am Donnerstag, den 21. Oktober im Saal der Schlaraffia in der Schedestraße stattfinden. Ein Hygiene-Konzept ist in Arbeit.

Ich hatte im letzten Rundbrief von der Kontaktaufnahme zu Prof. Dr. Valerij Susmann, dem Vorsitzenden des russischen Germanisten-Verbandes, berichtet. Frau Prof. Haider- Dechant gelang es, eine Zoom-Konferenz mit Prof. Susmann zustande zu bringen, an der auch Frauke May-Jones teilnehmen konnte. Über eine Stunde lang entwickelte sich ein äußerst interessantes Gespräch. Herr Prof. Susmann ist ein witziger bescheidener Mann, der aber auch gleichermaßen hartnäckig sein kann. Er wollte das Thema nicht auf Thomas Mann und Anton Tschechow eingrenzen lassen. Manns positive Haltung zur russischen Literatur und zu Tschechow im Besonderen – darüber wisse in Rußland jeder Bescheid, das sei langweilig. Im Gespräch entwickelte er die Idee einer Schnittmenge der beiden Dichter, wie diese in ihrer Kunst – der eine als Epiker und der andere als Kurzgeschichten-Erzähler – die Sprache, das Wort bis an die Schwelle des Sagbaren ausloteten, den Grenzbereich zwischen Sprache und Musik erkunden. So soll auch der Abend mit ihm ein musikalisch-literarischer sein. Herr Prof. Susmann wird seine Frau, eine Pianistin, mitbringen. Sie wird spielen, Frauke May-Jones wird russische Lieder singen. Ein sehr spannender Abend steht uns bevor, leider erst im nächsten Jahr. Am Ende zeigte ich ihm eine Weinflasche aus Badenweiler mit dem Konterfei von Tschechow (dieser starb dort 1904), die ich ihm übergeben werde, wenn er im Lande ist. Da sagte Prof. Susmann: „Jetzt können Sie sicher sein, daß ich komme!“
Da wiederhole ich mich gerne: Bewahren Sie ihren Humor und bleiben Sie gesund, herzlich Ihr Peter Baumgärtner