Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,
im Vorfeld der Jahresmitgliederversammlung verzichte ich auf einen Ausblick auf das Jahr 2024 und berichte nur über die beiden Veranstaltungen am vergangenen Wochenende, die ganz neue Erfahrungen und Chancen in unser Vereinsleben einbrachten.
Zunächst zum literarisch-musikalischen Abend mit Johanna Krumstroh und Oli Bott.
Leider brach an diesem Abend der Winter über uns herein verbunden mit Eisregen und Straßenglätte, sodaß von den rund 40 angemeldeten Personen nur rund 30 die Anreise wagten. Dies war ausgesprochen schade, da, wie ich am Ende den beiden Künstlern sagte, wir die Sprache Thomas Manns noch nie so eindringlich hatten erleben dürfen wie an diesem Abend. Johanna Krumstroh las den Text nicht, sie spielte ihn: sie gestikulierte, sie modulierte ihre Stimme, sie ahmte dialektale Färbungen nach – man versank im Geschehen!
Frau Krumstroh war auf den Spuren von Gerda Arnoldsen, auf den Spuren der Musik in den Buddenbrooks und wurde kongenial begleitet vom Vibraphonisten Uli Bott aus Berlin. Uli Bott ist zuhause im Free-Jazz wie auch in der Klassik – beides stellte er unter Beweis: den sprachlichen Vortrag untermalte er mit zarten Klängen, stets die Dramatik der Szenen unterstreichend, und zwischen den Kapiteln schob er als Intermezzi Solostücke ein, an einer Stelle ein Violinkonzert von Bach – auf dem Vibraphon! Ganz neue Klangerlebnisse für uns alle.
Die beiden spielten anderthalb Stunden ohne Pause, alle lauschten gebannt diesem Sprach- und Musikerlebnis und spendeten am Ende lang anhaltenden Beifall.
Ein letztes Wort zum Haus an der Redoute: Ich bin sehr froh, von den Freunden des Schauspiels Bonn auf die Nutzungsmöglichkeit dieses wahrlich historischen Gebäudes (errichtet 1790) aufmerksam gemacht worden zu sein. Es bietet einen einfachen und dennoch prachtvollen Rahmen (die Familie Buddenbrooks hätte sich darin wohlgefühlt) und wir konnten es als Bonner Verein für kleines Geld anmieten. Dies wird noch öfter geschehen.
Im Anhang an den Rundbrief sehen Sie Johanna Krumstroh und Oli Bott in Aktion.

Noch einige Worte zum Seminar „Die Manns und die Männlichkeit“ in der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg. Ich hatte mich angemeldet, da dort der von mir hochgeschätzte Thomas Wortmann als Referent auftrat. Er hielt erfrischend lebendige Vorträge zum Frühwerk der Manns mit dem besonderen Augenmerk auf die Darstellung von Männlichkeit. Man mag die Erkenntnis schlicht bezeichnen, daß insbesondere im Frühwerk Thomas Manns nur schwache, gebrochene und zerbrechliche Männerfiguren auftauchen. Ein sehr spannendes Thema, zumal auch in den Werken des dann schon berühmten Schriftstellers Thomas Mann eher schwache Männerfiguren im Mittelpunkt stehen, man denke an Hans Castorp und Adrian Leverkühn – und schon in den Buddenbrooks sitzen bekanntlich am Ende nur noch Frauen zusammen.
Zu diesem Themenkomplex gab Thomas Wortmann zusammen mit Sebastian Zille 2016 den sehr lesenswerten Band „Homme fragile“ heraus, in dem Beiträge von insgesamt 15 Autoren zum Thema versammelt sind.
Sein Co-Referent war Rolf Füllmann aus Köln; Er hatte einen Stapel von Fehldrucken seines Handbuchs zu Thomas Mann (in der Reihe Literatur kompakt) dabei, die er zu fünf Euro feilbot, und den Ertrag unserem Ortsverein als Spende überließ. Ich danke nochmals auf diesem Wege.
Zum Abschluß empfehle ich Ihnen dringend, die Seminare der Thomas-Morus-Akademie wachsam im Auge zu behalten. Diese bietet ein außerordentlich interessantes Programm in einem gediegenen und gleichzeitig modernen Ambiente. Über eine Zusammenarbeit unseres Ortsvereins mit der Akademie wird nachgedacht.
Ich wünsche Ihnen allseits alles Gute und an die Mitglieder unseres Ortsvereins gewandt wünsche ich mir, möglichst viele von Ihnen zu sehen bei unserer Mitgliederversammlung, herzlich Ihr Peter Baumgärtner
Johanna Krumstroh und Oli Bott in Aktion
