Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,
endlich ist der Sommer nun auch bei uns angekommen, und ich hoffe, Sie haben für sich ein kühles Plätzchen gefunden. In gut vier Wochen werden wir an einem kühlen Plätzchen zum Stammtisch zusammenfinden, und zwar im Haus der Schlaraffia Bonn, am 19. August um 19.00 Uhr in der Schedestraße 17, ganz in der Nähe der U-Bahn- Station Museum Koenig. Wolfgang Koehler, unser Mitglied, das uns dorthin eingeladen hat, bittet um Anmeldung, damit am Abend die Getränke nicht ausgehen.
Im Vorfeld der Jahrestagung in Lübeck gibt es sicher viel zu bereden, und ich hoffe auch darauf, daß das ein oder andere Mitglied aus Davos wird berichten können. Als Ergebnis wünsche ich mir Anregungen, Ideen und Vorschläge für weitere Veranstaltungen in Herbst und Winter dieses Jahres.

Die „Tage des Exils“ werden erste Höhepunkte bringen. Sie finden statt vom 30. August bis zum 14. September in Bonn und werden veranstaltet von der Körber- Stiftung in Zusammenarbeit der Stadt Bonn. 40 Veranstaltungen beleuchten dieses Thema in nur 15 Tagen. Das Beethoven-Haus bringt sich in ganz besonderer Weise in die Veranstaltungsreihe ein. So fand die Pressekonferenz zur Vorstellung des Programms im Kammermusiksaal statt. Malte Boecker, der Direktor des Beethovenhauses, betonte in seinem Grußwort, daß Beethoven zwar kein Exilant gewesen sei, aber in kriegerischen Zeiten viel Flüchtlingselend gesehen habe und stets die Idee der Gedankenfreiheit des Menschen hochgehalten habe.
Und um nichts Geringeres geht es.
Die ersten „Tage des Exils“ fanden 2016 in Hamburg statt und waren damals eine fast ausschließlich literarische Veranstaltungsreihe. Das aktuelle Programm wird von einem breiten Spektrum von Kultureinrichtungen und gesellschaftlichen Gruppen getragen, von Theatern, Kinos, Kirchen, Bildungseinrichtungen – keinen Parteien. Jedenfalls ist man froh, daß mit unserem Ortsverein auch eine literarische Gesellschaft an der Reihe teilnimmt.
Wir werden vertreten durch Prof. Dr. Friedhelm Marx, einem der Vize-Präsidenten unseer Gesellschaft, der bereits Stipendiat im Thomas-Mann-Haus in Pacific-Palisades gewesen ist und daher prädestiniert, über das Leben Thomas Manns im Exil zu berichten.
Die Kosten für das Veranstaltungsmanagement, die Plakatierung in der Stadt und für die Herstellung einer 50-Seitigen Broschüre trägt die Körber-Stiftung. Zum Stammtisch werde ich einen Stapel davon mitbringen, unsere Seite finden Sie im Anhang als PDF. Eine tolle Gelegenheit, uns in weiten Kreisen der Stadt bekannt zu machen.

Als Schirmherr für die „Tage des Exils“ konnte Christopher Hope gewonnen werden, der Vater des weltberühmten Geigers und Präsidenten der Beethoven- Gesellschaft Daniel Hope. Christopher Hope ist ein in Südafrika berühmter Schriftsteller, der schon in den 50er Jahren von dort ins Exil nach London vertrieben wurde. Der Grund: Er hatte sich vehement für die Gleichberechtigung der Schwarzen ausgesprochen und war dem Apartheit-Regime verhaßt. Einige seiner Werke wurden vor rund 30 Jahren in deutscher Sprache herausgeben. So der schmale Band „Goldstück“.
Die drei Erzählungen darin spielen in einer uns sehr fernen Welt, im Südafrika der frühen 50er Jahre, den Kinderjahren von Hope, und mit naiven Blicken betrachtet der Erzähler seine Welt, eine Welt der Apartheit, in die verwundete und erschöpfte schwarze Soldaten zurückkehren. Sie hatten gegen Hitler gekämpft und nun sollen sie sich wieder in ihre Sklavenrolle begeben. Miniaturen großer Eindringlichkeit.
Unter koerber-stiftung.de/projekte/tage-des-exils/tage-des-exils-bonn/ können Sie sich auch schon vorab über das Programm informieren und Karten für Einzelveranstaltungen bestellen. Auch für unsere Veranstaltung im Haus an der Redoute am 10.9. bitte ich um Anmeldungen – der Platz dort ist beschränkt.
Georgien
Der uns wohlbekannten Frau Dr. Natia Tscholadze ist es gelungen, eine stattliche Anzahl von Mitgliedern für den Freundeskreis Thomas Mann in Georgien zu gewinnen.
Alleine neun haben sich bereits zur Jahrestagung nach Lübeck angemeldet! In den politisch so angespannten Zeiten kann dies nur als überdeutliches Zeichen gelesen werden für den Wunsch, sich aus der Enge der russischen Umklammerung zu lösen und dem freiheitlichen Westen, der Freiheit des Geistes, zuzuwenden. Unsere literarische Gesellschaft kann hierzu nur einen kleinen Beitrag leisten, aber einen dennoch wichtigen: Es ist wichtig für die Menschen dort, von Freunden im Westen zu wissen.
Diese Idee wird, wie ich im entsprechenden Rundbrief schon schrieb, auch vom Vorstand unserer Gesellschaft mit Nachdruck unterstützt, unter anderem mit dem reduzierten Beitragssatz. Fünf der inzwischen zahlreichen Mitglieder des georgischen Freundeskreises (spätestens zur Jahrestagung erhalten Sie die genaue Zahl) haben auch Probleme, die 30.- Euro jährlich aufzubringen. Ich hatte daher zur Bereitschaft aufgerufen, Beitritts-Patenschaften für solche Mitglieder zu übernehmen. Drei entsprechende Bekundungen sind bei mir eingetroffen – ich bitte um weitere.
Die Reisekosten nach Lübeck zur Jahrestagung der neun Mitglieder aus Georgien sind gemessen an den dortigen Einkommensverhältnissen erheblich. In Abstimmung mit Frau Jelen möchten wir auch hier unbürokratisch helfen. Die Tagungsgebühr kann aus formalen Gründen unseren Gästen nicht erlassen werden – aber durch Spenden beglichen. Denken Sie darüber nach. Spätestens beim Stammtisch werden wir darüber sprechen.
Feuilleton
Zum Schluß soll Thomas Mann nochmals zu Wort kommen: Und zwar mit einem Literaturtipp: 1922 erschien der Roman „Nero“ von Dezö Kostolányi. Er wurde zuweilen auch unter dem Titel „Der blutige Dichter“ auf Deutsch verlegt, jedenfalls muß ihn Thomas Mann alsbald gelesen haben, denn schon am 4. April 1923 schrieb Thomas Mann Kostolányi einen begeisterten Brief: „…Sie gestalten, sage ich, unter historischem Namen Menschlichkeiten, deren Intimität aus letzten Gewissenstiefen stammt.“ Sie gaben in geruhig-herkömmlicher Form ein freies und wildbürtiges, ein irgendwie ungeahntes Buch.“ Wildbürtig – welch wundersames Wort, das von meinem Rechtschreibprogramm fett unterstrichen wird. Ich würde sagen, Kostolányi hat in seinen Schilderungen ziemlich dick und pastös aufgetragen. Dennoch: auch wenn einem die Geschichte von Nero, Agrippina und Seneca geläufig ist, so kann ich den Roman als Urlaubslektüre sehr empfehlen.
Thomas Mann schien der Roman bedeutsam genug, daß er seinen begeisterten Brief dazu in seine Essay-Sammlung „Bemühungen“ von 1925 aufnahm.
Einstweilen wünsche ich Ihnen schöne Sommertage und sage auf bald Ihr Peter Baumgärtner

Körber-Stiftung und Bundesstadt Bonn richten in Kooperation erstmalig die Tage des Exils Bonn aus.
Der Veranstaltungszeitraum ist vom 30. August bis zum 14. September 2024. Schirmherr ist der südafrikanische Schriftsteller Christopher Hope, Vater des Geigers Daniel Hope, der aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber dem Apartheid-Regime in den 70er Jahren ins Exil gehen musste.
Die Tage des Exils sind ein publikumsorientiertes Veranstaltungs- und Begegnungsprogramm. Es gibt Menschen im Exil eine Plattform und schlägt die Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Im Fokus stehen historisches Exil aber auch aktuelle Phänomene von Exil.
Die Veranstaltungen regen zu Dialog und Verständigung zwischen Alt- und Neubürger*innen an, um so zum besseren Zusammenhalt in der Stadt beizutragen. Die Tage des Exils finden seit 2016 regelmäßig in Hamburg statt, in weiteren Städten wie Frankfurt
a. M., Berlin und 2024 erstmalig in Bonn ist das Programm ebenfalls präsent.
Die Tage des Exils laden dazu ein, historischen und aktuellen Erfahrungen von Exil nachzugehen. Sie rücken Menschen in den Vordergrund, die aus ihren Ländern geflohen sind, weil sie in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt oder an Leib und Leben bedroht wurden und auf Schutz im Exil angewiesen sind. Das Veranstaltungsprogramm ist breit gefächert und regt zum Nachdenken über Heimat, Zugehörigkeit, Fremdheit und Entwurzelung an.
Alle Kultursparten, interessierte Vereine sowie Institutionen sind herzlich eingeladen, für das Thema Exil zu sensibilisieren, darüber zu informieren und künstlerisch erlebbar und sichtbar zu machen. Dabei soll eine interkommunikative Plattform der Begegnung, des künstlerischen Austausches, des Dialoges und der Erinnerung geschaffen werden.