Rundbrief Nr. 71

Liebe Mitglieder des Ortsvereins Bonn-Köln der Deutschen Thomas-Mann- Gesellschaft, liebe Interessierte an unserer Arbeit,

dieser Rundbrief soll zunächst an unsere Veranstaltung nächste Woche Freitag erinnern: Dr. Michael Navratil wird am 14. März 2025 um 19.00 Uhr im Haus an der Redoute in Bad Godesberg sprechen zum Thema:

Ironischer Elitarismus. Menschlicher und erzählerischer Rang in Thomas Manns Der Erwählte und Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Ich bat ihn um Erläuterungen zu seinem Vortragstitel und erhielt folgenden Text:

Dass sich Thomas Mann ab den 1920er Jahren zum aufrechten Demokraten wandelte, gehört beinahe schon zu den Klischees der Forschung. Wie aber kommt es, dass Thomas Mann in seinen letzten beiden Romanen Der Erwählte und Die Bekenntnisse des Felix Krull ausgerechnet zwei dezidierte Ausnahmeindividuen ins Zentrum stellt, welche die Idee der prinzipiellen Gleichheit aller Menschen in Zweifel zu ziehen scheinen? Der Vortrag widmet sich dem ‚ironischen Elitarismus‘ in Thomas Mann späten Texten, indem er der Frage nachgeht, inwiefern sich gerade eine erzählerisch-ironisierte Präsentation des Menschlich-Exzeptionellen als Teilstrategie einer demokratischen Ästhetik begreifen lässt.

Ich dankte für diese vielversprechende Ankündigung. Sie rückt ganze neue Aspekte in den Fokus – das macht neugierig, hoffentlich nicht wenige von Ihnen. Es wäre nett, wenn Sie mir ihr Kommen kurz anzeigen könnten, damit ich hinreichend viele Stühle aufstellen kann. Wir erheben keinen Eintritt, bitten aber höflich um eine Spende von 10.- Euro – es dürfen gerne mehr sein.

Der Vortrag von Oliver Fischer wird nicht wie angekündigt am Mittwoch, den 9. April stattfinden, sondern bereits eine Woche früher am Donnerstag, den 3.April um 19 Uhr, wie gehabt in der Buchhandlung Der andere Buchladen, in der Filiale Ubierring 42. Oliver Fischers Buch Man kann die Liebe nicht stärker empfinden wurde in der Mitgliederversammlung sehr gelobt und er wird im gesamten deutschsprachigen Raum zu Lesungen geladen. Wir dürfen uns auf den Termin freuen.

Noch ein Wort zum übernächsten Termin im UniClub: Michail Schischkin wurde heute ausführlich in der Kulturzeit auf 3-sat vorgestellt, insbesondere seine Initiative, ein Literaturpreis für russischsprachige Autoren auszuloben, die in Rußland nicht mehr publizieren dürfen. Es war ein sehr interessanter Beitrag, in dem auch verschiedene Autoren vorgestellt wurden, die es bereits auf die Shortlist geschafft haben. Am Dienstag, den 13.Mai wird uns Herr Schischkin mehr dazu berichten können.

Am Ende eine traurige Nachricht: Der von uns allen wohl hoch geschätzte Hanjo Kesting ist vor wenigen Tagen gestorben und mit ihm ein großer Freund Thomas Manns. Vor beinahe zehn Jahren hielt er uns an der Universität den Vortrag

“Musik, Dämonie und Deutschtum – Aspekte des Doktor Faustus“

Bei der Gelegenheit machte ich die beigefügte Aufnahme. Vor zwei Jahren stellte er bei Böttger Glanz und Qual vor, und im letzten Frühjahr sprach er ebenda zu Jean Améry. Ich hatte in den Rundbriefen darüber berichtet. Ich schätzte Hanjo Kesting nicht nur als hoch kompetenten Literaturkenner, sondern auch als uneitlen und nie überheblichen Menschen. Meine laienhaften Fragen beantwortete er mit Humor und Geduld.

Wir werden ihn vermissen. Ich bin in Trauer um ihn.

Die Mitglieder des Ortsvereins erhalten mit der folgenden Mail das Protokoll unserer Jahresversammlung. Auf Ihren Besuch beim Vortrag von Herrn Navratil würde ich mich freuen.

Auf bald Ihr Peter Baumgärtner