Dezember 2011

Dezember 2011

Am 15. Dezember sprach Prof. Manfred Dierks über „Thomas Mann und das Okkulte, der Einfluss des Geisterbarons Dr. Albert Schrenck-Notzing als Hypnosearzt und Tiefenpsychologe“, Er führte aus, dass Thomas Mann um die Jahreswende 1922/23 mehrmals Teilnehmer an okkultistischen Séancen bei dem Münchener Hypnosearzt Dr. Albert von Schrenck-Notzing war. Dessen Medien erzeugten den konkreten Eindruck, sie würden mit psychischer Energie menschliche Gliedmaßen produzieren. Thomas Mann sah im Rotlicht einen schwebenden Unterarm und hatte an solchen Phänomenen auch „nicht den Schatten eines Zweifels“. Der Okkultismus jener Jahre war mehr als plumper Betrug – er verstand sich als Protest gegen die positivistische Moderne und nutzte Argumente aus der Biologie und der Lebensphilosophie. Die wissenschaftliche Laufbahn Schrencks legt dafür Zeugnis ab. Er begann fortschrittlich als Psychotherapeut und Sexualwissenschaftler mit dem Schwerpunkt auf sexuellen Varietäten, insbesondere der Homosexualität. Aus den psychosomatischen Vorgängen bei der Suggestionstherapie – Geistiges setzt sich hier in Körperliches um – zog Schrenck dann Folgerungen, die ihn geradewegs in den Okkultismus führten. Thomas Mann verdankt den Beobachtungen bei Schrenck das Spiritismus-Kapitel im „Zauberberg“ und – in der inflationsgebeutelten Nachkriegszeit – einen der erfolgreichsten öffentlichen Vorträge seines Lebens: „Okkulte Erlebnisse“

Die Schrenck-Notzing-Biografie von Manfred Dierks: THOMAS MANNS GEISTERBARON geht diesen oft unwahrscheinlichen Zusammenhängen nach. (Erscheint April 2012 im Psychosozial-Verlag)