
Hendrik Cramer, Düsseldorf/Hagen: “Krankheit und künstlerische Produktion in Thomas Manns -Der Wille zum Glück- “
im Hause Büning-Pfaue, Auf dem Uhlberg 15, 53127 Bonn;
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Krankheit und künstlerische Produktion in Thomas Manns „Der Wille zum Glück“
Abstract
Krankheit und Tod durchziehen Thomas Manns Werk bekanntlich beinahe leitmotivisch. Insbesondere in Manns Frühwerk lassen sich nur schwer Protagonisten ausmachen, die nicht physisch oder psychisch krank und / oder allgemein lebensuntauglich und somit Außenseiter der Gesellschaft sind. So verschiedenartig das Schicksal jeder Figur auch scheinen mag, eines verbindet sie alle, nämlich ein im Verhältnis zum Grade ihrer Krankheit gesteigertes Künstlertum und ästhetische Bewusstsein. Es erscheint beinahe, erst durch Ihre Krankheit und den Ausschluss aus der Welt der „Blonden und Blauäugigen“1 können Sie im weitesten Sinne künstlerisch produktiv werden.
Besonders exemplarisch zeigt Thomas Manns 1896 erstpublizierte Novelle „Der Wille zum Glück“ diesen Dualismus. Paolo Hofmann, dessen Lebensgeschichte in dieser Erzählung von einem Freund nacherzählt wird, kann sich schon zu Schulzeiten nicht vollständig in die Gesellschaft integrieren. Sowohl der Institution Schule, als auch seinen Mitschülern steht er ablehnend gegenüber. Seine Abwendung vom öffentlichen Leben wird im Text bereits mit seiner ihn oft überfallenden angeblichen Herzerkrankung in Verbindung gebracht. Von diesem Leiden mehrere Tage an sein Bett gebunden, entwickelt er schließlich als Jugendlicher sein Talent und seine Passion für das Zeichnen. Abstrahiert man diese beiden Ereignisse, kann man schnell eine Verbindung beider herausstellen: Erst durch die Krankheit und die Abgrenzung von seinen Mitmenschen kann er seine Künstlerschaft richtig entdecken und ausleben.
Literatur in Auswahl
Ewen, Jens: Erzählter Pluralismus. Thomas Manns Ironie als Sprache der Moderne. Frankfurt
a.M. 2017. (= Thomas-Mann-Studien, Bd. 54.)
Hansen, Volkmar: Thomas Manns Heine-Rezeption. Hamburg 1975.
Larsson, Kristian: Masken des Erzählens. Studien zur Theorie narrativer Unzuverlässigkeit und ihrer Praxis im Frühwerk Thomas Manns. Würzburg 2011.
Linke, Daniel: „Ganz nordisch gestimmt…“ Jens Peter Jacobsons Einfluss auf das Frühwerk Thomas Manns. Marburg 2008.
1 S. z.B. Thomas Mann: Tonio Kröger. In: Ders.: Frühe Erzählungen 1893-1912. Frankfurt a.M. 2004. S. 318. (= Große kommentierte Frankfurter Ausgabe, Bd. 2.1.)
Zur Person
Hendrik Cramer (*1995), Studium der Germanistik, Geschichte und Kulturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der FernUniversität Hagen. Studentische Hilfskraft und Tutor am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf. Seit 2011 Mitglied der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft und des Ortsvereins Köln-Bonn.