PD Dr. Friederike Reents, Universität Heidelberg: „Von deutscher Qualität. Modernität und Selbsthistorisierung bei Thomas Mann“

PD Dr. Friederike Reents, Universität Heidelberg: „Von deutscher Qualität. Modernität und Selbsthistorisierung bei Thomas Mann“

PD Dr. Friederike Reents, Universität Heidelberg
in Kooperation mit dem Germanistischen Institut der Universität Bonn

„Von deutscher Qualität. Modernität und Selbsthistorisierung bei Thomas Mann“

19.30 Uhr, Festsaal der Universität,

Am Hof 1 D, 53113 Bonn

Als er noch wenig veröffentlich hatte, identifizierte sich Thomas Mann mit der Aussage:

„Mir im Rücken atmet ein Volk“. „Er wünschte“, wie sein Bruder Heinrich skizzierte, „schon damals, allein vor seinem Stück Papier, dass eine Nation ihm über die Schulter blicke und zustimme. Sein Bedürfnis war, „…………….. für eine Gesamtheit von Kongenialen neu und tief zu sein. Wie erst, als die Nation ihn wirklich der Welt als Meister anbot !“ … (Heinrich Mann, Mein Bruder, in: Die neue Rundschau, 6. 6. 1945, zu Th. Manns 70. Geburtstag)

Bei dieser Charakter-Skizze überfällt uns heute tiefe Skepsis, die Szene erscheint unwirklich und in Eitelkeit getaucht. Aber aus diesem Selbstverständnis heraus hat Thomas Mann viele Jahrzehnte seine Reflexionen zu aktuellen Zeitläufen skizziert. Das ist seine „Selbsthistorisierung“, mit der er sich zum Sprecher zur Zeitgeschichte macht. In dieser Rolle hat Thomas Mann teils strikte Ablehnung, überwiegend jedoch hohe Reputation und Anerkennung erfahren: Wir sind z.B. von seinen Passagen zur deutschen Agonie im Roman „Doktor Faustus“ unmittelbar angerührt, und diese „Selbsthistorisierung“ erscheint legitim und stimmig. Seine damit epochalen und zugleich sehr persönlichen Aussagen finden allgemeinen Konsens. Diese „Selbsthistorisierung“ (u.a. auch im „Zauberberg“ und in den „Josephs-Romanen“), bei der die Referentin noch “Modernität“ voranstellt, begründet u.a. das besondere Profil des großen Autors.

Unsere Referentin, die im Vorjahr anlässlich der Herbsttagung in Lübeck zunächst zur Selbsthistorisierung des jungen Thomas Mann vorgetragen hatte, wird in diesem Bonner Beitrag das mann`sche Gesamtwerk unter dem Stichwort „Selbsthistorisierung“ vorstellen.