Prof. Dr. Hans Vaget, Northampton/USA: „Die ‚Maske Mahlers‘, Thomas Mann und Gustav Mahler im Lichte neuer Quellen“

Prof. Dr. Hans Vaget, Northampton/USA: „Die ‚Maske Mahlers‘, Thomas Mann und Gustav Mahler im Lichte neuer Quellen“

Prof. Dr. Hans Vaget, Northampton/USA

in Kooperation mit der Buchhandlung Böttger

Die „Maske Mahlers“, Thomas Mann und Gustav Mahler im Lichte neuer Quellen
20.00 Uhr, Buchhandlung Böttger, Thomas Mann-Straße 41,  53111 Bonn
Anmeldung: buchhandlung-boettger@t-online.de, 0228-3502719

Die “Maske Mahlers”,

Thomas Mann und Gustav Mahler im Lichte neuer Quellen

Der jüngst veröffentlichte, einzige Brief Mahlers an Thomas Mann wird mit etlichen Passagen einer weiteren neuen Quelle, den Tagebüchern Hedwig Pringsheims, punktgenau ergänzt. Die soweit dramatisch verbesserte Quellenlage gibt eine Grundlage dafür, die Beziehung Thomas Manns zu Gustav Mahler über den Tod in Venedig hinaus im Ganzen zu werten:

Wesentlich ist dabei, dass die Konturen einer geistigen A finität sichtbar gemacht werden können; eine Vermittlung hat dabei Klaus Pringsheim geleistet, der als Assistent Mahlers in dessen letztem Jahr als Direktor der Wiener Hofoper tätig war und seinem Schwager Thomas erkennen ließ, inwieweit das Werk Mahlers mit dem demokratischen und kosmopolitischen Geist der Weimarer Republik kompatibel ist.

Pressestimme:

Die Besprechung der Veranstaltung im General-Anzeiger Bonn „Die Maske Mahlers in Venedig. Hans Rudolf Vaget in der Buchhandlung Böttger“ von Ulrike Strauch finden Sie hier:

Die Maske Mahlers in Venedig.

  • Hans Rudolf Vaget in der Buchhandlung Böttger

VON ULRIKE STRAUCH

Das Schiff-schiebt sich in den Mor­gendunst über der Lagune. An Bord des Dampfers mit rauchendem Schlot schaut der Komponist Gus­tav von ,Aschenbach – im Mantel und mit einem Schal vor der Kälte geschützt – in die Weite. Wäh­rend das Adagietto aus Mahlers fünfter Sinfonie bereits ahnen lässt, dass der Plan des Reisenden, die berufliche und private Krise daheim in München an einen paar freien Tagen hinter sich zu lassen, zum Scheitern verurteilt ist.

Mit dieser Szene hat der italie­nische Regisseur Luchino Visconti 1971 Filmgeschichte geschrieben und der in den 1960er Jahren ein­setzenden Mahler-Renaissance Bilder geschenkt, die sowohl‘ dem Dirigenten und Komponisten als auch dem Autor der 1911 erschie­ nenen Novelle „Tod in Venedig“ bis heute zur Ehre gereichen.

Hätte Thomas Mann diese Re­naissance mit einem Essay berei­chert? Eine reizvolle Frage. Doch auch Hans Rudolf Vaget – emeritierter Germanist in den USA und Mitherausgeber der Großen kommentierten Thomas-Mann-Ausga­be bei S. Fischer – kann darauf nur spekulativ antworten. Tatsache al­lerdings ist, dass seine eigenen Ausführungen unter dem Titel „Die Maske Mahlers – Thomas Mann und Gustav Mahler im Lichte neu­er Quellen“ am Mittwochabend tn der Buchhandlung Böttger wie eben solch ein Essay klangen.

Huldigung an einen verwandten Geist

Zweifelsohne ein Höhepunkt in der nunmehr zehnjährigen Zusam­menarbeit des Örtsvereins Bonn­ Köln der Deutschen Thomas­ Mann-Gesellschaft und der Buch­handlung, deren Adresse gar nicht besser hätte gewählt sein könnte. Anlass dazu gab ein erst vor Kur­zem entdeckter Brief Mahlers an den Autor der „Buddenbrooks“. Dieser hatte ihm nach der Urauf­führung der achten Sinfonie am 12. September 1 10′ ein Exemplar sei­ nes neuen Romans „Königliche Hoheit“ samt einen formellen Hul­digungsbrief geschickt. Adressiert an den ebenso gefeierten wie von antisemitischen Kreisen offen an­ gefeindeten Musiker, in dem .sich ,der ernsteste und heiligste künst­lerische Wille unserer Zeit“ ver­körpere.

Mann, der daheim an seinem Schreibtisch in München selbst al­lerlei Ehrgeiz entwickelte, empfand Mahler als geistesverwandt. Noch solch ein „Moralist der Leis­tung“, der von Freunden als lie­benswürdig und warmherzig cha­rakterisiert  wurde, sich am Diri­gentenpult aber in einen Despoten verwandele. Sein Dankesbrief ist herzlich. Dass er die „Königliche Hoheit“ je gelesen hat, gilt – so Va­get – allerdings als unwahrschein­lich. Doch spielt dies für Leser und Musikliebhaber noch eine Rolle? Die Verbindung steht, Schwarz auf Weiß seit Erstauflage der Novelle. Fehlt eigentlich nur noch Vagets Aufsatz zum Nachlesen und Ver­tiefen.

  • HansRudolfVaget: Seelenzau­ber, Thomas Mann und die Musik,

. 512 s., 22,90 Euro